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Wie die bisherige Darstellung gezeigt hat, fehlte es schon in früherer Zeit nicht an
Pflege der Musik in Mähren, selbst in kleineren Städten des Landes, es mehrten sich auch
die Versuche, größere Tonwerke anch in kleineren Landstädten und ans dem Lande zur
Ausführung zu bringen, wie in den Vierziger-Jahren in Kromau, Pohrlitz, Eibenfchitz,
Ullersdorf. Zur Verbreitung musikalischen Sinnes trug wesentlich auch die Militärmusik,
Österreichs alter Ruhm, bei, welche die neuesten Prodnctionen dem großen Publikum der
Garuisonsstädte zu Gehör brachte und, mehr noch als die Musikkapellen der bewaffneten
Bürgerkorps, durch Betheiligung an öffentlichen Bällen insbesondere die Tanzmusik
förderte, die, ehemals vorzugsweise von den zünftigen Musikanten gepflegt, mit Strauß
und Lanner in ihre classische Epoche trat. In Brünn errichtete 18-ll der Buchhändler
Winiker eine sowohl für classische Tonwerke, als auch für leichtere Producte des Tages
berechnete Musikalien-Leihanstalt, die Musiker Hnogil und Wutschek uud die Stadt Brüuu
Musikschule«. Immer wieder belebt wurde der Sinn für Mnfik dnrch die Besprechung in
öffentlichen Blättern (Moravia 1838 bis 1848), namentlich in der von Schmidt seit
1840 herausgegebenen Wiener Musikzeitnug, einem Fachorgane, welches auch in Mähren
an Graf Lanrencin, Leitner, Sturm, Schön-Engelsberg fleißige Korrespondenten fand.
An Mitteln zur Förderung fehlte es sonach nicht, wohl aber an einem über die Elementar-
kenntnisse, wie sie die Schulen ertheilten, hinausgehenden Unterricht nnd an Vereinen,
welche die einzelnen Kräfte zu einem Ganzen verbinden und zu einem entsprechenden
Zusammenwirken leiten sollten, welche aber die durch die revolutionären Bewegungen
der Dreißiger- und Vierziger-Jahre in Europa besorgt gemachte Regierung nicht
aufkommen ließ.
Indessen bahute sich doch von Wien ans allmälig ein Umschwung der musikalischen
Verhältnisse in Österreich an. Das deutsche Lied in Österreich durch Mozart, Beethoven,
Schubert, speciell in Mähren durch Wenzcl Müller (gestorben 1835), durch Pazdirek
(Gotthard), durch den, wohl in Schlesien (1825 zu Engelsberg) geborenen, aber in Olmütz
ausgebildeten „Lieblingscomponisten aller deutschen Vereine" Eduard Schöu (Engelsberg),
Fiby, durch Pivoda n. a. glänzend vertreten, erwarb sich anch bei uns immer mehr
Freunde und der böhmische Gesang blieb nicht zurück. Die 1809 von Zelter in Berlin
gegründeten Liedertafeln, d. i. Männervereine zur Ausführung von vier- und auch
mehrstimmigen Gesängen, welche sich 1818 über Deutschland verbreitet hatten, und die iu
ihrem Gefolge entstandenen, in der Aufnahme von Mitgliedern weniger exclnsiven Lieder-
kränze erhoben den Männergesang zu einem bedenkenden Momente in unserem heutigen
Kunstleben. Das freiere Leben und der erwachte Sangesdrang riefen auch in Mähren
eine stattliche Zahl von Gesangvereinen und Liedertafeln ins Leben und zwar
wegen der seit 1848 immer schärfer hervorgetretene» nationalen Spaltung in deutscher
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch