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Nach kurzer Blüte machten die Gräuel des dreißigjährigen Krieges auch dem Sange
der Jglauer Meister ein vorzeitiges Ende. Schon im Jahre 1620 ward die Schule zu
Jglau geschlossen und verstummte Sang und Klang der ehrsamen Bürger.
Dagegen darf sich Mähren rühmen, unter der segensreichen Herrschaft der großen
Kaiserin Maria Theresia die erste gelehrte Gesellschaft der Neuzeit in Österreich hervor-
gebracht zu haben, deren Gründer Joses F re ihe r r von Petrasch war. Er ist zwar
kein gebürtiger Mährer, denn er wnrde am 19. Oetober 1714 zu Brod in Slavonien
geboren, aber er kam schon sehr frühe mit seinen Eltern nach Mähren uud diesem Lande
gehört fortan sein auf die Hebuug und Veredlung der Literatur und des Geschmacks
gerichtetes Wirken. Anfänglich verfolgte Petrasch die militärische Laufbahn. Seine
schwächliche Gesundheit aber bewog ihn, den Soldatenstand aufzugeben, und nachdem er
durch weite Reisen und unablässiges Studium seine Kenntnisse bereichert hatte, wählte er
Llmütz zu seinem dauernden Aufenthalt nnd stiftete hier, Ende 1746, nach dem Muster der
gelehrten Gesellschaften Italiens „Die Gesellschaft der Unbekannten" mit dem aus-
gesprochenen Zweck, die Wissenschaften zu heben. Durch sein Verdienst hat Mähren anch
den Ruhm, die erste gelehrteZeitschrist herausgegeben zu haben. Die Gesellschaft ließ nämlich
vom I . Januar 1747 eine Zeitschrift erscheinen: „Monat l iche Auszüge a l ter und
neuer gelehr ter Sachen" — das erste L i t e ra tu rb la t t unserer Monarchie. „Hiezn
sollte sich", wie Petrasch selbst bestimmte, „der deutschen Schriftsprache, und zwar nach der
vollkommeneren Pleisser Mundart bedient werden." Petrasch blieb drei Jahre Präsident
der Gesellschaft, aber sein Eifer wurde von den anderen Mitgliedern nur kurze Zeit getheilt
uud die Gesellschaft loste sich bald auf; Petrasch zog sich auf sein Gut Neuschloß bei
Uugarisch-Hradisch zurück, wo er, in regstem Verkehr mit bedeutenden Gelehrten und
Schriftstellern, am 15. Mai 1772 starb. Die meisten Aufsätze in den „Monatlichen Aus-
zügen", welche zwei Bände erlebten, rühren von ihm selbst her; auch sonst hat er viele
Abhandlungen unter dem Pseudonym P e t r u s E inereus (Peter Asch) veröffentlicht.
Der edle Geist der Regierungen Maria Theresia's und ihres großen Sohnes
Josef II. belebte mit erfrischendem Hauche auch das literarische Schaffen Mährens,
so daß das deutsche Schriftthum in diesem Lande einige bedeutendere Erscheinungen
auszuweisen hat. Vor Allem ist mit dem Zeitalter Maria Theresia's und Josefs II.
anf das innigste der Name eines Mannes verknüpft, dessen eigentliche Thätigkeit
wohl der Kaiserstadt Wien gehörte, den aber Mähren mit gerechtem Stolz seinen Sohn
nennt. Wir meinen den Kritiker, Professor nnd Staatsmann Josef von Sonnenfe l s .
Geboren 1733 zu Nikolsburg als der Sohu jüdischer Eltern, widmete sich Sonnenfels
zuerst philosophischen Stndien in Wien, trat dann zum Militär über, kam aber bald
wieder uach Wieu zurück uud entfaltete vorerst eine segensreiche Thätigkeit als Verbessere?
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch