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Unterbrechungen bis zum Jahre 1848 bei Gastl, Traßler und bei Rohrer in Brünn
erschien. Ein Ton wohlthuender Frömmigkeit und schlichter Volkstümlichkeit durchzieht die
meisten belletristischen und wissenschaftlichen Aufsätze dieses Kalenders. Wichtig ist Jureude
auch durch die Herausgabe der Zeitschriften: „Der redliche Verkündiger" und „Zeichen
der Zeit", in welchen Hormayr seine Stimme gegen Napoleons Gewaltherrschaft erhob.
Jnrende's Namen ist noch mit einem anderen literarischen Unternehmen verknüpft, welches
zwar keinen augenblicklichen Erfolg hatte, aber zur Ehre des Landes sich nach mancherlei
Wandlungen und Unterbrechungen durch eine lange Reihe von Jahren behauptete. Wir
meinen die im Jahre 1815 infolge Aufforderung des damaligen Landesgonverneurs,
Grafen Anton Mittrovsky, von Jurende gegründete Monatsschrift „Moravia", die es
zunächst allerdings nur auf acht Hefte brachte, aber im Jahre 1836 wieder auflebte und
dann ein Jahrzehnt überdauerte. Das Sturmjahr 1848 bereitete auch dieser friedlichen
literarischen Erscheinung ein Ende. Der Versuch, die „Moravia", welche in ihren älteren
Jahrgängen eine Fundgrube anziehender, auf Mähren bezüglicher Forschungen und
Denkwürdigkeiten ist, später wieder zu erneuern (1863 bis 1864 und 1881 bis 1882),
hatte beide Male angesichts der immer höher steigenden Flut von Tagesblättern und
illnstrirten Zeitschriften keinen dauernden Erfolg.
Von einzelnen Dichtern, die in der Zeit bis zum Jahre 1848 in Mähren wirkten,
nennen wir den verdienten Theaterdirector in Brünn (seine Direction fällt in die Jahre
1815 bis 1825 und 1831 bis 1837) Heinrich Schmidt, einen geborenen Weimarer;
ferner Johann Leonhard Knoll (1775 bis 1841), geboren zu Grulich, einen form-
vollendeten geschmackvollen Nachahmer Klopstocks (seine beste Dichtung ist „Thniseon oder
das Lied der Weihe"); Johauu Schön aus Langeudors in Mähren, 1802 bis 1839,
der seinerzeit der erste Balladendichter Österreichs genannt wurde und dessen Tragödie:
„Der Sieg des Glaubens" nach ihrem Erscheinen sogar für ein Werk Grillparzers gehalten
wurde. Als Balladendichter hat sich auch verdienten Ruhm erworben der mährische Dichter
Michael Franz von Eanaval (gestorben 1868 zu Wien im Wahnsinn). Nicht durch
Geburt (er stammt aus Josefstadt in Böhmen), wohl aber durch sein langjähriges Wirken
gehört Mähren der Dichter Pau l Lamatfch von Warnemünde an, der sich durch
seine Dramen: „Warbeck" und „Die Habsburg" einen Namen machte.
Der bedeutendste deutsche Dichter in diesem Zeitabschnitt aber ist der „große
Unbekannte", wie mau ihn früher genannt, Charles Sealsf ield. Der dichte
Schleier, der bis zum Tode auf seinem Lebenslaufe lag, ist von dem Sterbenden selbst
gelüftet worden; denn dadurch, daß Sealsfield in seinem Testamente die Söhne des
Bauers und Ortsrichters Karl Postl im mährischen Dorfe Popitz bei Znaim zu Erben
seines Vermögens einsetzte, bewirkte er selbst die Enthüllung seines Lebensräthsels.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch