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des Theaters in eigene Regie zn nehmen und einen artistischen Leiter an die Spitze zu
stellen; damit war sie zu einem Prinzip zurückgekehrt, welches Kaiser Josef II. in einem
Handschreiben an den Grafen Cavriani vom 9. September 1786 normirt hatte, das aber
damals nur für kurze Zeit in Anwendung getreten war. Man kehrte bald wieder zu
der Verpachtung an ständige Direktoren zurück, wie solche seit 1771 au die Stelle der
ambulanten Theaterprinzipale getreten wareu. Unter diesen Theaterdireetionen sind
besonders zu nennen die des Emanuel Schikaneder (von 1807 bis 1809) und des Grafen
Franz Fueger (1811 bis 1813), unter welchem Therese Krones zum ersten Mal in
Kinderrollen auftrat. Eine große Blüte erreichte die Brünner Bühne unter der Leitung
des Weimarers Heinrich Schmidt. Unter seiner Direktion gastirten Sophie Schröder als
Lady Macbeth, Sappho, Medea; Anschütz als Lear, die Catalani, La Roche, der bekannte
Eßlair und der damals 13jährige Vieuxtemps. Unter der Direktion von Anton Balvansky
betrat zum ersten Mal die weltbedeutenden Bretter Josefine Gallmeyer als 16jähriges
Mädchen; sie gehörte bis zum Jahre 1856 der Brünner Bühne an, auf welcher sie einige
Jahre vor ihrem Tode, am 13. October 1880, als gefeierter Gast zum letzten Mal auftrat.
Der trefflichen Directionsführung Dr. Adolf Frankels, welcher, ein geborener Brünner
und literarisch begabt, zuerst als Direktor nach altem System, dann als artistischer Leiter
der neuen Bühne thätig war, haben wir bereits gedacht.
slavische Literatur.
Als zu Beginn des IX. Jahrhunderts unter den Fürsten aus dem Geblüte Mojmirs
Mähren zum Mittelpunkt eines großen Staatsgebildes heranwuchs, berief Rastislav im
Jahre 863 aus fernem Süden die hehren Gestalten der Slavenapostel Cyrill und Method
in sein Reich. Sie kamen mit einigen Jüngern und brachten zugleich ihre slavische Bibel-
übersetzung, soweit sie fertig war (vollendet wurde sie erst später) und die nöthigen
Kirchenbücher mit, niedergeschrieben in einer neuen, von Cyrill gebildeten Schrift. Sie
richteten den Gottesdienst zunächst nach dem griechischen Ritus ein, predigten die Lehre
Christi in slavischer Sprache, die seit dieser Zeit Organ der Kirche aller Ostslaven bis auf
den heutigen Tag geblieben ist. In Mähren selbst aber gingen die unmittelbaren Spuren
ihrer literarischen Wirksamkeit bald wieder verloren, nur der von ihnen geschaffene christliche
Wortschatz dauert zum Theile noch fort, und auch das altehrwürdige Lied Hospockine,
pvmiluj das noch heutzutage in unseren Kirchen erschallt, athmet den Hauch jener Zeit.
Mit dem jähen Zerfall des großmährischen Staates unter den uneinigen Söhnen
Svatopluks büßte Mähren seine politische Selbständigkeit ein (907) und seine Schicksale
verwachsen von nun au mehr und mehr mit denen Böhmens. Die slavische Liturgie wurde
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch