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besonders aber auch ?. Johann Georg Stredovsky (geboren zu Kruman 1679), „der
mährische Häjek", suchten ihren Ruhn? auf diesem Felde. Der letztere schrieb fast ausschließlich
lateinisch und zog die Linie zwischen Wahrheit und Dichtung nicht allzu genau, aber er
verfolgte doch wissenschaftliche Ziele. Die Mehrzahl der übrige» Schriftsteller des XVII.
und XVIII. Jahrhunderts dagegen (im Ganzen 60), unter denen die Mitglieder des
Jesuitenordens die Oberhand behielten, hatte blos die religiösen Bedürfnisse des Volkes
im Auge. Umsonst späht der forschende Blick nach einer erquickenden Oase höheren
wissenschaftlichen oder poetischen Schaffens. Ein Xosmus XromöMsk^, der das erste
böhmische Buch uach dem dreißigjährigen Kriege herausgab (Wallfahrtenlieder) oder
der poeta laureatus ?. Thomas Jelinek können dem heutigen Leser nur ein mitleidvolles
Lächeln abgewinnen.
Erst die durch Maria Theresia und ihren Sohn Josef II. geförderte Schulbildung,
die religiöse Toleranz und die Entlastung des Bauers rüttelten im Verein mit der eben
zum Durchbruch gelangenden Nationalitätenidee das Volk aus hundertjähriger Lethargie
empor, während sonst der fieberhafte Geisteskampf des Abendlandes an demselben fast
spurlos vorüberging. In erster Reihe machten sich die Priester um das Wiedererwachen
des böhmischen Volksthums verdient, wobei mehr denn je zwischen Böhmen und Mähren
eine geistige Traussusion platzgreift. Die erste Sorge galt neben der Belebung des
geschichtlichen Bewußtseins der Sprache; man fühlte unbewußt, daß die Nation als solche
mit der Sprache steht und fällt. Maria Theresia war diesen Bestrebungen nicht abhold.
Ehe noch der ans Holeschau gebürtige nachmalige Enstos der Olmützer Universitäts-
bibliothek und Professor der böhmischen Sprache an der dortigen Staatsakademie Johann
Alois Hauke Edler von Hankenstein seine Stimme zur „Empfehlung der böhmischen
Sprache und Literatur" (1782) erhoben hatte, errichtete sie eine Lehrkanzel derselben an
der Militärakademie zu Wiener-Neustadt und auf dessen private Anregung eine solche auch
an der Wiener Universität (1775) und berief an die erstere den Mährer Josef Valentin
Zlobicky (1741 zu Velehrad geboren), der sich durch tüchtige grammatische, literarhistorische
und juridische Schriften die Freundschaft der bedeutendsten Prager Gelehrten erwarb.
Als dann Zlobieky die Wiener Kanzel übernahm, wurde nach Neustadt der aus Steiermark
gebürtige, aber in Mähren erzogene?. Maximilian Simek berufen, der aber in seiner
böhmischen Grammatik sich in Neuerungen und Zügellosigkeiten gefiel, die den genialen
Begründer der Slavistik Josef Dobrovsky zu einer böhmischen Abwehr (1791) und der
deutschen Schrift: Über die Bildsamkeit der slavischen Sprache (1799) veranlaßten, durch
welche der Sprachstümperei Simeks und seiner Genossen ein jähes Ende bereitet wurde.
Dobrovsky's Lebensschicksale sind eng mit Mähren verbunden. In Brünn trat er
in den mährischen Landes-Jesuiteuordeu, in Hradisch bei Olmütz wirkte er als Rector des
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch