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Profilirungen :c.; solche Schlösser sind in Mähren: Straznitz 1453, Hohenstadt 1475,
Tobitschan und Wischan 1490, Kuusta(d)t, Lomnitz, Groß-Meseritsch, Jaispitz, Vöttan,
Mährisch-Trüban (1492 bis 1495).
Das frühe Austreten der Renaissance kann uns nicht Wunder nehmen, da König
Matthias Corvinus von Ungarn, der sich Mähren unterworfen hatte, mit Italien in
lebhaftester Verbindung stand und an seinem Hofe zu Ofen viele italienische Künstler
beschäftigte. Das uns erhaltene Portal des zum größten Theile abgetragenen Schlosses zu
Mährisch-Trübau ist 1492 datirt und daher eine der frühesten Renaissancebauten in
Österreich. Die Architektur ist derb und roh, zeigt geringes Verständniß für die antiken
Formen und ist unzweifelhaft durch einen nichtitalienischen Meister hergestellt worden.
Am Hofe des Erbauers Ladislav von Boskovitz lebten damals als dessen Hofbaumeister
Hieronymus Dubensky (1598 bis 1529 erwähnt) und Baumeister Kaspar Herdiug (1510).
Ähnliche Mißformen zeigen ein späteres Portal (1535) der Kirche zu Daubravnik und
zwei kleine Thürchen im Schloße Teltsch.
Die Renaissance wurde nach Mähren durch dessen reichen und mächtigen, kunst-
sinnigen und vielgereisten Adel gebracht und gepflegt; die führenden Geschlechter im
Lande, welche sich den hnsitischen Lehren zuneigten und den sogenannten böhmischen
Brüdern volle Unterstützung ««gedeihen ließen, waren damals die Boskovitz, Cymbnrg,
Kraji'r, Kuusta(d)t, Lichtenbnrg, Liechtenstein, Lipa, Lomnitz, Neuhaus, Pernstein, Pösing,
Sovinec (Eulenburg), Sternberg, Waldstein und Wlaschim, denen seit 1480 auch die
Zierotin zugezählt wurden. Diese alten Barone besaßen höchst ausgedehnte Ländereien,
welche Fürstenthümern glichen, auf denen sie auch souverän herrschten; den Zierotins
z. B. gehörte fast ein Drittheil von Mähren. Dieser Adel führte einen ganzen Hofstaat,
hielt ein Heer von Hofcavalieren, Hofbeamten und Dienern, zu welchen stets noch viele
Gäste und eine am Hofe dieser Fürsten jederzeit zu findende Schaar von Künstlern und
Gelehrten ?c, kamen; die Schlösser waren zugleich mächtige Pflegestätten der Kunst und
Wissenschaft, der feinen Sitte und des geselligen Verkehrs. Für eine solche Hofhaltung
konnten die alten Burgen nun freilich nicht genügen; es wurden im ganzen Lande neue
uud prächtige Herrensitze, oft mehrere gleichzeitig von einer und derselben Familie, gebaut
uud auch auf das reichste ausgestattet. Mähren hat infolge dessen in dieser Zeit eine
neue Glanzperiode auf dem Gebiete der Kunst zu verzeichnen. Diese Glanzperiode,
ausschließlich ans den Profanbau beschränkt, fällt in die Zeit des knnstsinnigen Kaisers
Rudolf II., dessen Hof zu Prag immer auch ein Sammelplatz von Künstlern und Gelehrten
aller Länder war.
Infolge der vielfachen Beziehungen des mährischen Adels zu dem Auslande,
insbesondere zu Italien, wurden zu den Schloßbauten italienische Meister herbeigerufen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch