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Helmer mit schmuckem, großartigem Stiegenhause, das deutsche Haus von den Berliner
Architekten Ende und Böckmann, das im gothischen Stil gebaute Bochner (Bergel)sche
Palais vom verstorbenen Oberbaurath Ferstel Neutitschein hat ein schönes Vereins-
gebäude und mehrere schöne Villen von Thienemann, Zwittan einige stattliche Banten
von Wauderley; auch Olmütz, eben erst entgürtet, dehnt und streckt sich in der
Erweiterung und Erneuerung einer Stadt im modernen Sinne. Zu hoffen steht daher,
daß Mähreu im friedlichen Wettkampfe anf dem Gebiet der Banknnst und der Kunst
überhaupt auch im kommenden Jahrhundert nicht zurückbleiben werde.
Was die Leistungen Mührens anf dem Gebiete der Plastik betrifft, so sind
dieselben jenen der Architektur ebenbürtig. Mit dem Ältesten beginnend, was Mähren
aufzuweisen hat, gedenken wir der ornamentalen und figürlichen Verzierungen der
romanischen Bauten. Das meiste ist wohl auch mit jenen Bauten zugrunde gegangen.
Beim jetzige» Umbau des Olmützer Doms wurde eiue Reihe romanischer Skulpturen
aufgefunden; nach diesen und den wenig erhaltenen Resten zu Velehrad, Klosterbruck :c.
zu urtheilen, stand Mähren gleichzeitigen Werken in Deutschland nicht nach; waren es ja
baukundige Mönche und vou dort geholte Baulente, welche hier wie dort die Bauten auf-
führten und zierte», ja die prachtvolle« Fenster der großen Herzogsburg zu Olmütz
mit den schönen Capitälen und den reich gezierten Sattelstücken, sowie den hübschen
Archivolten übertrafen an Reichthum und Schönheit selbst die entsprechenden Schmuckstücke
mancher Pfalzburg deutscher Kaiser und Könige; die schönen Blätter, die facettartig
behandelten Acanthnsmotive, die richtige, wohl abgewogene Vertheilnng der Massen und
Zierflächen, die richtige Empfindung und Anwendung feiner Bearbeitung an entsprechender
Stelle, kurz, die Schönheit und Exaetheit in allem nnd jedem führt auf einen italienischen
Meister hin, da in Italien die Traditionen der Antike nie ganz verloren gegangen waren.
Aus späterer Zeit stammen die hübschen Capitäle des Hnlleiner Portales und die
durch Formenfülle nnd schöne Zeichnung gleich ausgezeichneten Capitäle des Kreuzganges
zn Tisnovitz; dort tritt uns auch das großartige Kirchenportal entgegen, welches mit
dem verwandten Portale zu Hradifcht iu Böhmen, dem schönen Portale zu Jäk iu Ungarn
und dem Riesenthor von St. Stefan in erfolgreiche Concurreuz tritt. Das Tisnovitzer
Kloster war eine königliche Stiftung und daraus erklärt sich die Pracht und Herrlichkeit,
die uns hier überrascht. Nicht nur die reiche Ausstattung der Leibungen und des Portal-
bogens mit eiuer Überfülle schöner, tief ausgearbeiteter, höchst wirkungsvoller Rankenzier,
dazwischen mit sich krümmenden und schlingenden Menschen-, Ungeheuer- und Thierfignren,
den schönen in die Winkel der seitlichen Leibungen eingestellten Ringsäulen und den über
denselben ausgestellten Apostelfiguren, sondern auch die reiche Darstellung im Bogenfsld
zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich. Nach dem Ganzen und nach manchen Details, so auch
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch