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Metallplatten mit Niello. Einer der ältesten dieser Grabsteine, aus dem XIII. Jahrhundert
stammend, befindet sich im Hofe der Olmi'cher Domdechantei, einige in der Kirche zu
Podoli bei Jamuitz. Vom Jahre 1399 ist der im Brünner Franzensmuseum aufbewahrte
Grabstein des Rectors der ehemaligen Nikdlaikirche zu Brünn, Albertus de Erosna;
die Zeichnung ist schon eine viel sicherere, charakteristischere, jedoch ohne besonderen
künstlerischen Werth. Eine bereits hervorragende Arbeit zeigt der Grabstein des 1500
verstorbenen Kanitzer Abtes Johannes; er ist im vollen Ornate dargestellt, an welchem
der Faltenwurf richtig angegeben ist und bei welcher Arbeit, vor Allem beim Kopfe sichtlich
das Bestreben zu Tage tritt, der Natur möglichst nahe zu kommen. Aus dem XV. und
Anfang des XVI. Jahrhunderts, soweit die Gothik noch zur Anwendung kam, weist
Mähren in verschiedenen Kirchen eine sehr große Zahl von Grabplatten aus, meist mit
Rittergestalten oder Frauen in steifen Gewändern; an diesen Figuren kann man genau
deu Fortschritt der plastischen Knnst stndiren; die die Verstorbenen jeweilig vorführenden
Gestalten werden immer ausdrucksvoller, naturwahrer und unmerklich sieht man sich in
die Renaissance hinübergeführt.
Unter den vielen im Lande zerstreuten Gedenksäulen gehört jene zu Lechwitz zu
deu besseren und die bei 12 Meter hohe Zderadsänle bei Brünn zu deu interessanteren.
Über einem Treppennnterban erhebt sich der Fuß des Denkmals; derselbe geht ans dem
Quadrat ins Achteck über nnd trägt einen dreitheiligen, durch Strebepfeilerchen und
zwischengestellte Baldachine, sowie mit kleinen Wasserspeiern gezierten Aufban, welcher
mit einem durchbrochenen Riesen endigt. In die Nischen des Etagenbaues wareu seinerzeit
auch noch Figuren eingestellt, so daß sich dieses höchst zierlich gebaute Monument, welches
für eiue Stapelgerechtigkeitssäule gehalten wird, recht effectvoll gestaltet haben mußte; es
dürfte aus der zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts stammen.
Ähnliche architektonische Scnlpturwerke bieten einzelne, noch erhaltene Sacraments-
hänschen, so zu Znaim (Nikolaikirche), zu Podoli ?c. — Sculpturwerke größerer Art zeigen
zuweilen die Stadtthore, da dieselben nicht selten mit zierlicher Architektur und mit
figürlichem Schmuck ausgestattet waren. Von dem ehemaligen Brünner Thore (in Brünn)
sind mir mehr einige schöne Wappen erhalten; das berühmte sigurenreichc Judenthor
ebendaselbst wurde Eude der Dreißiger-Jahre abgetragen. Es wurde 1508 vou Meister
Autou Pilgram gebaut; der Thorbogen stand gegen zwei seitliche, aus Bossenquadern
gebildete Pfeiler circa um einen Meter zurück; von diesem Bogen liefen sechs gewölbe-
artig vorstehende Confoleu aus, welche bis zur Pfeilerflucht vortraten und dort einen die
beiden Pfeiler verbindenden Fries und überhaupt den Obertheil des Thores trugen,
welcher durch reiches Eselsrücken-Maßwerk geziert nnd durch seitliche Nischen begrenzt
war, in denen zwei mit Fellen bekleidete Fignren (Adam und Eva?) standen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch