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erst nach 37 Jahren (1716 bis 1753) fertig gestellt und kostete 150.000 Gulden; die
Einweihung geschah in feierlichster Weise in Gegenwart der Kaiserin Maria Theresia
und ihres hohen Gemals. Auch architektonisch ist dieses Bauwerk interessant; über einem
reichen, mit mehrfachen Aufgängen versehenen Treppenunterban erhebt sich ein reich-
geschmückter, an den Ecken durch gezierte Pfeiler ausgestatteter Kapellenbau, welcher die
Basis bildet für einen in schönen Verhältnissen aufsteigenden, sich verjüngenden und reich
geschmückten korinthisirenden Pfeileraufbau, der als Krönung eine prächtige Gruppe der
heiligen Dreieinigkeit trägt; die Bildhauerarbeiten (21 Statuen, jede 3 Meter hoch,
12 Pnttis, alle 2 Meter hoch, 6 Büsten und das Modell der ungemein wirksamen, in
Kupfer getriebenen 7'/z Meter hohen Dreifaltigkeitsgruppe und der großen, ebenso
behandelten Figur des Erzengels Michael) sind von Zahner. Das ganze von einer
ungemein reichen Ausstattung in Architektur, Bildhauer- und Schlosserarbeit, sowie
Vergoldung ist bei geschickter Verkeilung der Massen und der vielen Fignrengrnppen
von hübscher Linienführung und von monumentaler Wirkung.
Auch bezüglich der nunmehr letzten, zur Besprechung kommenden Gruppe der
Plastik, der Metalltechuik, kann Mähren auf manches gute Werk hinweisen. Während
wir in dieser Beziehung im Allgemeinen auf die besondere Darstellung der Kunstindustrie
verweisen, iu welche viele dieser Werke hinüberleiten, wollen wir hier nur die berühmte
Glockengießerfamilie der Haubitz zu Brünn und die große Zahl derer erwähnen, welche
in und außer Landes gesucht und berühmt waren, wie der am Hofe Boskovitz lebende
Johann Benesovsky (1508 bis 1526), der dann (1563) in Prag lebende Brixins
von Cimpergh (1514 bis 1596), Franz Jarosch von Brünn, der denschönenBrunneu
im Prager Belvedere goß (1554 bis 1559), und der Nürnberger Simon Tauch von Brünn,
gerühmt als Glockengießer und Büchsenmeister (1601). Von dem Glockengießer Andreas
(1565) rührt ein schöner Mörser her, an dem als umlaufendes Relief der bethlehemitische
Kindermord dargestellt ist. Von Taufbecken sei jenes zu Raigeru erwähnt, welches,
ans Zinn hergestellt, über drei, in den Linien schön geführten, siebenkantigen Gaisfüßen
aufsteht und in einem breiten Fries die richtig gezeichneten und gut modellirten 12 Apostel,
und zwar in polychromer Behandlung zeigt und dem in Österreich nur ein zweites
ähnliches, 1406 datirtes (zu Podlazitz in Böhmen) zur Seite steht.
Einen Bronzeguß hervorragendster Art, ein Meisterwerk der Renaissance, finden wir
in der Grabplatte des Olmützer Bischofs Markus Kuen (1565), bei welcher
innerhalb einer ungemein reichen Umrahmung mit zierlichen Ornamenten, Frnchtstücken und
Blumengehängen die Figur des Bischofs im reichsten Ornate in vorzüglichster Ausführung
augebracht ist. Dieses Werk ist zu den besten Leistungen der italienischen Renaissance-
Metalltechnik zu zählen und kann nur von einem Meister ersten Ranges stammen;
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch