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Naturwahrheit gemalten Bilder, welche Früchte, Blumen, Fische, Geflügel, Jnsecten,
Gläser und Metallgeräthe darstellen, wurden seinerzeit gut bezahlt.
Das XVII. Jahrhundert war für die Ölmalerei des Landes keine erfreuliche Periode.
Die Kunstbestrebungen lagen darnieder uud zeigten überall die Spur des Verfalles. Für
Mähreu arbeitete in dieser Zeit der Frankfurter Joachim von Sandrart, der für die
Brünner Kapuzinerkirche das Hauptaltarbild „Die Auffindung des heiligen Kreuzes"
malte, der Autwerpeuer Autou Schonjans, welcher als österreichischer Hofkammermaler
im Jahre 1726 zu Wien starb, der Tiroler Johann Baptist Spieß, der tüchtige
Niederländer Johann de Herdt und der aus Uugaru stammende Johann von Spiel-
berger. Sehr fruchtbar war der Chorherr bei Allerheiligen zu Olmütz Martin Anton
Lnblinsky, der jedoch nur als geschickter Dilettant zu betrachten ist.
Die erste Hälfte des XVIII. Jahrhunderts und selbst der größere Theil der Theresia»
nischen Epoche gestalteten sich für das Kunstschaffen in Mähren zu einer glücklichen Zeit.
Die Prachtliebe und der Geschmack des Hofes wirkten auch anregend auf den mährischen
Clerns und Adel ein.
Die bischöflichen Residenzen zu Olmütz und Kremsier, die Prälatnren zu Hradifch
bei Olmütz, Neureusch, Saar, Velehrad, Klosterbruck, die Schlösser zu Austerlitz, Raitz,
Seelovitz, Fraiu, Visovitz :c. wurdeu mit schätzbaren Kunstwerken der Malerei aus-
geschmückt. Dieselben Männer, welche als hervorragende Freskanten im Lande thätig
waren, malten daselbst auch zahlreiche Ölbilder. Zu ihnen gesellten sich andere Meister
der Palette, die der mährischen Kunst zur Ehre gereichen, so der aus Fuluek gebürtige
Thiermaler Leopold Axtmann, der auf gleichem Gebiete zu Nikolsburg thätige
fürstlich Dietrichstein'sche Hofmaler Joseph Franz Adolph, der Breslauer Franz
Palko, welcher für den Cardinal von Olmütz, Grafen von Troyer, farbenfrische
lebensvolle Bildnisse malte, und sein tüchtiger Schüler Franz Korompay, ein
Kremsierer von Geburt, der wahre Meisterstücke der Porträtirkuust lieferte uud für die
Brünner Kirchen mehrere vorzügliche Altarbilder anfertigte, darunter die schöne diäter
lZolorosa bei deu Miuoriten. Auch der geuiale, im italienischen Geschmack arbeitende
Paul Troger kommt hier in Betracht. Seinen Altargemälden begegnen wir in mehreren
Kirchen der Markgrafschaft, so zu Vrauau, Trebitfch, Namiest:c.
Der saftlose Clafsicismus, der zur Zeit Kaiser Josefs mit seinen nüchternen
Schöpfungen in der Wiener Akademie die Oberhand gewann, beeinflußte auch die Kunst-
thätigkeit in dem übrigen Österreich in ungünstiger Weise. Eine erfreuliche Erscheinung
dieses Zeitraums ist der berühmte Kremser Schmid, der für Mähren eine Reihe
farbenprächtiger Altarblätter lieferte, so für die Brünner Domkirche Johannes den Täufer
und die heilige Barbara, für die Obrovitzer Pfarrkirche den heiligen Norbert und den
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch