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Depotfund in Lositz ergeben. Auch für die folgende Zeit, das XVI. und XVII. Jahr-
hundert, fehlt es nicht an Beweisen, daß künstlerisch gestaltete Ofen im Lande reichlich
erzeugt wurden; beachtenswerthe Denkmale in vollständiger Erhaltung befinden sich auf
Burg Pernstein, in den Schlössern Groß-Ullersdors und Driesch. Bemerkenswerth ist auch
der Ofen im Schlosse zu Chropin, welcher sich aus Kacheln mit dem Wappen des Olmützer
Fürstbischofs Karl II. Grafen von Lichtcnstein, entsprechender Umschrift und der Jahres-
zahl 1668 zusammensetzt und mit großer Wahrscheinlichkeit als Erzengniß der Hafner von
Wischan angesehen werden kann. In ganz besonderer Blüte scheint die Osenindustrie im
XVIII. Jahrhundert gestanden zu haben; dem ersten Viertel des XVIII. Jahrhunderts
entstammen mehrere weiß glasirte Öfen mit Vergoldung von reichem Aufbau und mit
scnlptirtem Schmuck im fürstlich Dietrichsteiu'schen Schlosse zu Nikolsburg; ein schönes
Exemplar mit dem Wappen der Dietrichstein und einem Relief mit mythologischer
Darstellung, Venus und Amor in der Schmiede des Vulkan, befand sich früher im großen
Saale des Brünner Oberlandesgerichtsgebäudes am Krautmarkt, heute bildet der Ofen
einen werthvollen Besitz der Sammlungen des mährischen Gewerbemuseums. Unzählig
sind sodann die in mährischen Schlössern noch erhaltenen weiß glasirten Öfen im reichsten
Rocoeostil, unter den vielen uns bekannt gewordenen ein einziger mit einer unter der
Glasur eingeritzten Marke (Töpferzeichen) im Schlosse des Markgrafen Alexander
Pallavicini zu Jamnitz. Auch aus der Empire-Periode haben sich zahlreiche Exemplare
erhalten, die sich aber durch eine minder weiße Glasur von den früheren unterscheiden
und aus der später zu erwähnenden Bistrzitzer Fabrik stammen dürften. Hente leisten in
Öfen Bemerkenswerthes Karl Mayers Söhne in Blansko, G. Kohn >k Sohn in Brünn
und A. Raschka in Nesselsdorf.
Als Übergang von der eigentlichen Töpferei oder Geschirrerzeugung des Mittel-
alters zu jener der Renaissance darf eine Gattung blau glasirten, licht besprenkelten,
d. h. fleckig aussehenden Geschirrs, meist Schüsseln und Teller, angesehen werden. Die
bemerkenswerthesten Denkmale weiß glasirter Fayence aber gehören erst dem Ausgang
der Renaissance, beziehungsweise dem XVII. Jahrhundert an und bestehen meist in
Schüsseln, Salzfässern, Flaschen mit Schranbenverschluß,Aufsatzschalen mit durchbrochenem
Rand und charakteristischer Blumenmalerei, Krüglein mit Zinnmontirnng. Ihren Erzeu-
gungsort festzustellen, ist bisher nicht gelungen, doch weisen alle traditionellen Znschrei-
bnngen der Herkunft erhaltener Stücke nach dem südlichen und süd-östlichen Mähren,
beziehungsweise der Slovakei. Die Schüsseln zeichnen sich durch eine besondere Form aus,
einen tief ausgehöhlten Boden, breiten Rand, sowohl im Fond als auf dem Rande gemalte
Blumenbouquets, bei welchen die Tulpenknospe als ein beliebtes Motiv auffällt; der Rand
ist oft auch ohne jeden ornamentalen Schmnck, in solchen Fällen dann aber immer mit
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch