Page - 400 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Volume 17
Image of the Page - 400 -
Text of the Page - 400 -
400
welches das Freigrab des Zacharias von Neuhaus und seiner Gemalin Katharina von
Waldstein in der Schloßkapelle Allerheiligen zu Teltsch unigibt, nach 1589 entstanden.
Zahlreich finden sich Oberlichtgitter vor, theils noch an ihrem ursprünglichen Orte, theils
in Sammlungen respeetive Museen geborgen; dem XVI. Jahrhundert dürfte auch ein
aus acht Stäben sich kronenartig aufbauendes, kunstvoll gearbeitetes Brunnengitter im
ehemaligen Couventgarten zu Saar angehören. Mannigfach bot sich dem Kunstschlosser
Gelegenheit, seine Fertigkeit und seinen ästhetischen Sinn an Thor- und Thürbeschlägen,
Bändern, Schloßblechen, an den Beschlägen der Möbel, Zunftladen zu bekunden, wobei
der getriebenen und gravirten Arbeit freier Spielraum geboten war. Ein aus Chiavenna
gebürtiger Schlosser Fiota fertigte 1626 für die Psarr- und Deeanatskirche in Boskovitz
eine Kanzel aus Schlossereisen. Die Psarr- (ehemals Kloster-) Kirche des schon genannten
Saar besitzt ein das Presbyterinm vom Schiff abschließendes hohes Gitter aus dem
Jahre Z 666. Gitter, deren Muster perspektivische Darstellungen von Jnneuräumeu zeigen,
haben sich gleichfalls erhalten, so das Friedhofsthor zu Kostl (früher in Eisgrub) und im
Schlosse zu Jarmeritz bei Mährisch-Budwitz; theilweise gilt dies auch von dem reichen
Seitenkapellen-Abschlußgitter der Pfarrkirche St. Jakob zu Jglau, das vielleicht als die
reichste Arbeit aus dem Anfang des XVIII. Jahrhunderts in Mähren bezeichnet werden
kann. Von großem Interesse sind sodann das 1723 bis 1725 entstandene Gartenthorgitter
mit dem Dietrichstein'schen Wappen im Schlosse zu Nikolsburg, desgleichen die Aufgangs-
gitter zum Ahnensaal im selben Schlosse, die gleich dem erstgenannten von dem Brünner
Hofschlosser Heinrich Forster stammen. Herrliche Beispiele der Eisenschmiedekunst des
XVIII. Jahrhunderts liefern auch einige mit Eisen beschlagene, ornamental gehaltene
Thüren, sowie die Gitter in der Wallfahrtskirche und Residenz am heiligen Berge bei
Olmütz, die letzteren von Prochaska, dem Großvater des mährischen Künstlers Chambrez,
herrührend. Brünn besitzt namhafte Denkmale der Schlosserkunst des XVIII. Jahrhunderts
in den Altargittern der Minoritenkirche, in den korbförmigeu Fenstergittern des alten Land-
hauses, vor Allem aber in den Oberlicht-, Baleon- und Parape t fü l luugsgi t te ru des
Finanz-Landesdi rec t ions-Gebäudes in der Ferdinandsgasse (dem ehemaligen
Dietrichstein'schen, nachmals Salm'schen Hause), die schon der Übergangsperiode von der
Barocke zum Rococo angehören. Auf ebenso hoher Stufe stand unser Kunstgewerbe auch
in der Rococoperiode, wie es zahllose Oberlichtgitter, Grabkreuze, Tragarme von Zunft-
fahnen, Schlosserschilder n. m. a. erweisen. Unter den kunstgewerblichen Zweigen der
neuesten Zeit, welcher sich die moderne Reform des Kunstgewerbes in Mähren bisher
bemächtigt hat, steht die Kunstschlossern durch die Qualität der Leistungen obenan.
Auch an der künstlerischen Verarbeitung des Eisens durch Guß hat Mähren einen
bedeutenden Antheil. Obenan steht die Fürst Salm'sche Eisengießerei in Blansko,
back to the
book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Volume 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch