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sich allmälig im Lande und legten den Grund zn allen jenen Stämmen, welche späterhin
die Markgrafschaft zu einer neuen Heimat des „goldenen Vließes" gemacht haben.
Die Veränderung der Agrarverhältnisse, die Entwicklung der Verkehrsmittel
und der überseeischen Schafhaltung, der Umschwung der Mode ?c. bewirkten die
allmälige Auflösung der großen und berühmten Schafheerden Mährens, so daß
gegenwärtig Heerden feinstwolliger Schafe nur mehr vereinzelt vorzufinden sind. Wie in
der ganzen Monarchie, so zeigt auch in Mähren die Zahl der Schafe überhaupt einen
continnirlichen Rückgang. Im Jahre 1857 zählte man noch 470.000, im Jahre 1890
nur mehr 80.000 Stück. Immerhin hätten die Bezirke mit großen, natürlichen, trockenen
Weideflächen und dünner Bevölkerung Anlaß, auch iu Hinknnft das Schaf als
Hauptnutzthier, freilich nicht nur als Wollträger und Melkvieh, sondern vornehmlich als
Fleischthier zu halten. Intensive Wirthschaften haben im Geiste der Nntzviehwirthschast
der Jetztzeit die Einbürgerung von Fleischschafstämmen in reinblütigen Heerden oder
mittelst Krenznngen versucht, ohne jedoch bei der stetig sinkenden Ausfuhr von
Mastschafen und bei der dem Prodnctionszweige ungünstigen Geschmacksrichtung des
Jnlandseonsums größere und nachhaltige Erfolge zu erzielen. Erwähnung verdienen noch
die Verhältnisse der Melkschafhaltnng in den Karpathen. Die dort gehaltenen Schafe,
eine Varietät des ovis strepsiceros (Zackelschaf), haben meist ein weißes Wollkleid, doch
trifft man allenthalben auch schwarze Exemplare, die als besondere Melkerinnen gelten.
Die Böcke sind stets gehörnt, Mutterschafe mit schwachem Gehörn nicht selten.
Bedauerlicherweise hat auch hier unpassende Kreuzung den gedrungenen Körperbau und
die Widerstandskraft der Thiere auf Kosten der „verfeinerten" Wolle geschädigt.
Dies gilt namentlich von den Heerden der weiten Thäler der Roznaner und Vfetiner
Beeva. Die grobe Wolle wird zweimal des Jahres geschoren und vielfach im Wege
der Hausindustrie zu dauerhaftem Loden (kunn) verarbeitet. Das Schaf spielt im
Hanshalte der mährischen Karpathenbewohner — anch hier, wie überall im Süd-Osten
Europa's sind vorwiegend Walachen die Pfleger und Hirten der Wanderschafe — eine
wichtige Rolle; es versorgt die Familie mit Milch und mit Käse (bnn6?a) und liefert ihr
die Kleidung. Die ausgedehnten, meist mageren Weiden anf den Rücken uud Hängen der
Berge können nur durch diese, in Ansprnchlosigkeit an die Haidschnncken gemahnenden
Thiere ausgenützt werden. Im Frühjahre werden sie auf die Salasche (Hochweiden)
geführt, wo sie, allem Witterungswechsel ausgesetzt, bis zum Herbst bleiben. Dort werden
sie von den in höchst primitiven Hütten (Koliba) hausenden Oberhirten (daea) nnd
Hirtenjungen gemolken. Auch der Käse wird hier bereitet. Die Rechnung über die seiner
Obhnt auvertraute Heerde und deren Produkte verzeichnet der Baea, der hier, am Fnße
des Urwaldes, oft nicht einmal den Gebranch von Zündmaterial kennt, und das etwa
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch