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Von der Skotschan-Bielitzer Chaussee haben wir die dankbarste Rundschau aus die
Hügel mit ihren Dörfern und Weilern im Norden und auf die Beskyden im Süden,
insbesondere auf die nahegerückten Bielitzer Berge. Schloß Grodziec mit den spitzgiebligen
Erkerthürmen, sowie der am Rande harzduftiger Fichtenwälder gelegene, villenreiche Curort
Ernsdorf geben fesselnde Einzelbilder. Östlich von Lobnitz und Alexanderseld nähern
wir uns dem raucherfüllten Fabrikbezirke von Bielitz, welches durch das Bialaflüßchen von
der galizischen Zwillingsstadt Biala getrennt wird. Die kohlenstaubigen Straßen und die
eintönigen Zweckbauten der zahlreichen Tuchfabriken schaffen ein Städtebild, das wir
weniger vom ästhetischen, als vom praktisch nüchternen Standpunkte beurtheilen müssen.
Doch ist in jüngster Zeit der in der Nähe des Bahnhofes erstehende Stadttheil durch seine
hübschen Neubauten zu den düsteren Häuserreihen des Weichbildes in einen freundlichen
Contrast getreten. Die nächstliegenden Dörfer bilden eine dicht bewohnte deutsche Colonisten-
insel in dem polnischen Landgebiete. Besondere Erwähnnng verdient das Dorf Alt-Bielitz
mit einem uralten für Historiker und Kunstfreunde beachtenswerthen Kirchlein, wahrscheinlich
dem ältesten schleichen Gotteshause. Bielitz ist in der beneidenswerthen Lage, in der
reizenden Umgebung für seine localen Schattenseiten, die eine hochentwickelte Industrie
naturgemäß mit sich bringt, reichlichen Ersatz zu finden. Kaum eine Stunde im Süden der
Stadt umfächelt uns Waldesduft und Waldesrauschen. Hier deckt der Zigeunerwald den Fuß
der uaheu Berge und bildet den beliebtesten Ausflugsort der erholungsbedürftigen Städter.
Ein gepriesenes Wanderziel bleibt auch das etwa 5 Kilometer lange Thalbecken der oberen
Biala, das schöne Bystraythal . Lauschige Waldpfade, die ohue Mühe erklommen werden,
weisen uns von dort den Weg nach dem höchsten, beherrschenden Gipfel dieser Berge,
dem gewaltigen Klimczok (1119 Meter) mit der Kamitzer Platte (954 Meter), welche die
reizvollsten Perspectiven nach allen Richtungen der Windrose darbietet. Unter dem Gipfel in
schützender Einsattlung steht die den Touristen wohlbekannte Clementinenhütte(in Galizien).
Die Gruppe der Bielitzer Berge gehört dem Weichselgebiete an. Vom Haupt-
kamm an der galizischen Grenze streichen die Verästungen des Bielitzer Gebirges zwischen
dem Brenuica-, Löbnitz- und Biela- oder Biatkaflüßchen gegen das vorliegende Land. Als
seine bedeutenderen Kuppen heben wir noch die Skatka (1150 Meter), den Stolow
(1035 Meter), die Große (872 Meter) und die Kleine (831 Meter) Cisowa, die Kamitzer
Platte (954 Meter) und im Süden des Bystraythales, vom Klimczok auslaufend, die
galizische Magura (1095 Meter) und den Skrzyczny (1250 Meter) hervor. Die gewinnende
Anmuth der dichtbewaldeten Thäler, unter denen dem lieblich ernsten Luisenthal
wohl die Palme gereicht werden darf, wie auch die leichte Zugänglichkeit der weitschauenden
Gipfel machen es erklärlich, daß das Bielitzer Gebirge durch einen von Jahr zu Jahr
wachsenden Besuch der touristischen Kreise ausgezeichnet wird.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch