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bis sich auch hier der Mensch einfindet und dauernd Fuß faßt. Der Grund ist in den
Nachwirkungen zu suchen, welche die nordische Eiszeit in Schlesien hinterlassen hatte und
die sich lange hinaus fühlbar machten. An diesem Abschnitt in der Entwicklung unseres
Welttheiles hat Schlesien insofern« theilgenommen, als die über ganz Nordeuropa
bestehende diluviale Eisbedeckung bis an den Nordrand der Sudeten, sich mit dem Eis-
mantel der letzteren vereinigend, heranreichte, und einen Eisstrom, die Wasserscheide bei
Mährisch-Weißkirchen bildend, über die Breite des Oderthals tief nach Mähren entsandte.
Nur das gegenwärtige Teschener, zum Theile auch das Troppauer Gebiet waren von der
alles Leben verscheuchenden Eisstarre verschont geblieben. Nichtsdestoweniger eigneten sich
auch diese Gegenden mit ihrem durch die Nähe der Gletscher bedingten rauhen Klima und
den zahlreichen, vom Gletscherwasser getränkten Sümpfen nicht zum Aufenthalt des Menschen,
und selbst aus der für das jüngere Diluvium charakteristischen Thierwelt verirrten sich nur
einzelne Exemplare des Mammnth und kikirwceros tiekorkinu-, in diese unwirthlichen
Landstriche. So erklären sich die im Löß und Gletscherschlamm der Umgebung von
Troppau, Freistadt und Friedek eingebetteten Reste dieser Thierriesen, aber auch der
Mangel jener Belege, mit deren Hilfe sich die Gleichzeitigkeit des Menschen in Mähren,
Niederösterreich, Nordböhmen, Baiern, Belgien und Frankreich nachweisen ließe.
Günstigere Bedingungen für die Bewohnbarkeit Schlesiens scheinen erst zu einer
Zeit sich eingestellt zu haben, als die menschliche Cultur Mitteleuropas bereits am
Ausgang jener Stuse angelangt war, welche die Wissenschaft als neolithifche Periode
zu bezeichnen pflegt. Aber auch in dieser und den folgenden vorgeschichtlichen Perioden
sind die menschlichen Wohnstätten äußerst spärlich gesäet. Fast über die Breite des ganzen
Landes gelagert, ließen im Westen die Sudeten, im Osten die Beskyden nur den schmalen
Abfall gegen Norden zur Besiedlung frei. Dabei macht sich die Erscheinung geltend, daß
die überwiegende Zahl der vorgeschichtlichen Orte links der Oder festgestellt wurde,
während der Landestheil am rechten Ufer derselben nur einen einzigen Ort (Groß-
Ellgoth) aus verhältnißmäßig später Zeit aufweist. Die Erklärung mag allerdings nicht
zum wenigsten in dem Umstände gelegen seiu, daß die Urgefchichtsforschung sich dem östlichen
Schlesien bisher nicht in dem Maße wie dem westlichen zugewandt hat.
Bei den durch die Natur gegebenen Verhältnissen erscheint es als eine nahezu selbst-
verständliche Thatsache, daß wir vorgeschichtlichen Wohnplätzen zunächst an den Ufern der
Oppa begegnen. Das höchste Alter unter denselben beansprucht Kreuzendorf (Holasovitz),
dessen spätneolithische Ansiedluug, mitten im Dorfe, an der Stelle des fürstlich Liechten-
stein'schen Gutshofes gelegen, fast ununterbrochen bis heute als Wohnstätte benützt wurde.
Der hohe Uferrand gestattete hier, der knapp vorbeifließenden Oppa so nahe wie nirgends
zu rücken, ohne der Gefahr der noch heute bedeutenden Überschwemmungen ausgesetzt zu sein.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch