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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Volume 17
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582 Diphthonge ie und uc>: kricha, flissa — fließen, Buch — mittelhochdeutsch buvch, ruffa — rnofen. Der Umlaut ist in vielen Fällen zurückgezogen, wenn anch nicht behauptet werden kann, daß die Mundart gegen denselben eine besondere Abneigung hätte. Der Dialect verfügt über einen reichen Wortschatz. Altgermanische, sonst ausge- storbene Wurzelu haben sich in einzelne Redensarten geflüchtet. So ist mittelhochdeutsch verch Leben (verchblnot) erhalten in: „sech di Värchöder verranka", womit eine innere tödtliche Verletzung bezeichnet wird. Urbern — geräuschvoll geschäftig seiu geht auf mittel- hochdeutsch: urboru zurück, urschen vergeuden auf gothisch: usitau. Viele Wörter kommen in eiuer Reihe von Nebenfornien vor, mit welchen den Bedeutungen in einzelnen Loealen abweichende Färbungen ertheilt werden. Selbst die Bezeichnungen für gewöhnliche Dinge sind mitunter verschiedenen Wurzeln entnommen, wie z. B. im nordwestlichen Theile des Landes statt „Wald" ausnahmslos Poisch — Busch in Verwendung steht. Gegenüber andern Dialecteu hat das Schlesische den Unterschied zwischen starker und schwacher Conjugation viel treuer festgehalten. Das starke Jmperfect des Indicativs ist selbst da bewahrt, wo es im Hochdeutschen längst erloscheu ist: boll, gebolleu von bellen. Die Ablautsreihen treten, wenn auch durch den gesetzmäßigen Vocalwandel verändert, klar und deutlich hervor. Dabei begegnen alte Formen wie: ich tor (mittelhochdeutsch türreu) für dürfen, dann der Imperativ bei — sei, welcher so eingebürgert ist, daß sich anch der Städter ein: „bin so gut" leicht entschlüpfen läßt. Bei der Declination des Snbstantivums herrscht Verwirrnng wie im Schriftdeutschen, aber die starke Genitiv- und Dativendnng haftet im Sprachbewußtsein. Viele Worte, namentlich die MaScnlina, vermeiden den Umlaut, bei andern, wie z. B. bei Täge, ist er gegen den allgemeinen Gebrauch eingedrungen. Charakteristisch ist für das Schlesische das mit den Betonungsverhältnissen im Zusammenhang stehende Festhalten an dem Flexions-e der schwachen Maskulina: der Ochse, Bäre n. s. w. Das Geschlecht weicht öfter vom Schriftdeutscheil ab. Männlich werden gebraucht: Binn — Biene, Fön — Fahne, Ern — Erde; weiblich: die Bach, die Schoß, die Hüu; sächlich: das Dienst. Das Adjectiv wird meist uuflectirt mit dem Substantiv verbunden: a schein Resla, a kll'u Brückla. Bei nachdrücklichen Steigerungen treten zwischen den doppelt gesetzten Artikel die Wörter sehr, zu, gar: a sir a guttr Kalla — ein sehr guter Kerl. Andere, früher gangbare Eigenthümlichkeiten, wie der Gebrauch des „sich" bei reflexiver Beziehung auf die erste Person der Mehrzahl und ähnliche, sind dem Einfluß der Schule fast gauz gewichen. Überhaupt hat das Schlesische wegen seiner verhältnißmäßig geringen specifischen Unterschiede vom Schriftdeutschen zu wenig Widerstandskraft, um sich in einem betriebsamen, den Cultnreinslüssen geöffneten Lande in seiner Eigenthümlichkeit nnd organischen Ent- wicklung auf die Dauer behaupten zu köuueu.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Mähren und Schlesien, Volume 17
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Mähren und Schlesien
Volume
17
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1897
Language
German
License
PD
Size
15.42 x 21.88 cm
Pages
750
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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