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Bandes lassen sich innerhalb des eng begrenzten Territoriums drei Abstufungen des
Dialectes bei den Gebirgsbewohnern, auf dem Flachlande und an der Sprachgrenze
constatiren. Der urwüchsige Gebirgsbewohner, den die abgeschlossene Lage vor fremden
Einflüssen mehr geschützt hat, verfügt noch heute über eine Menge altpolnischer, in der
Schriftsprache nicht mehr gebräuchlicher Ausdrücke und hat die Sprache in größerer
Reinheit bewahrt, während der Dialect in den Städten und an der Sprachgrenze mit
fremden Elementen vermengt ist. Da es unmöglich ist, ein abgeschlossenes Bild des
Dialectes auf eng begrenztem Raume zu geben, so mag eine kurze Hervorhebung der
charakteristischen Merkmale genügen.
Zu den Abweichungen vom Vocalismus der Schriftsprache gehört die Erhaltung
der geneigten, o-artigen Aussprache des a in Wörtern, wie pcm statt pan, statt
ferner dessen Alterirnng in e oder i, wie ckcnvej — liskovv^ —
und der Ausfall im Auslaute, wie ?iem — ?iemia. Der Vocal i kann in e über-
gehen oder auch elimiuirt werden, z. B. statt i^ia, statt konie?xna.
Ebenso wird der Vocal e in i verwandelt oder abgeworfen, z. B. — mcyeFo,
wanielik — evvanxelik. Der Vocal o geht oft in 6 über oder assimilirt sich dem Vocale
der folgenden Silbe, wie «Züliü — ckolni, pumüö — pom65. Die Aussprache der
Nasallaute <?. ^ ist incorrect, dieselben werden am Wortende entweder ignorirt oder durch
Reiulaute ersetzt, z. B. ä^iecie oder cksiecic» — <Z/ieeitz oder in ö verändert, wie
ciövviAliüL — Umgekehrt statt des Reinlantes bleibt der ältere Nasallaut
erhalten, wie bulam^t statt dalamut, statt porue^e. Ein besonderes Kennzeichen
des Dialectes ist aber die häufige Aspiration der Vocale, wie z. B.
5evva — lisrest — ares^t, Kulan ulan. Die im Schristpolnischen unter besonderen
Umständen gebotene Veränderung des is und io, e und o unterbleibt öfters, wie nies?
statt niostz, ue^oni statt ueaeni.
Schärfer als im Vocalismus treten die Abweichungen im Gebrauche der Cousonanten
hervor. Der Mitlaut A wird mit k vertauscht, wie kru?a statt Aruxa, aber altes Fanda
statt kanba. Oft werden die harten Eonsonanten den weichen vorgezogen oder es findet
auch der umgekehrte Fall statt, wie sturkae — saturckac, prÜ2n^ prÜ2N^, ratu^a —
ratusöÄ, >^ v — I/.)', sxlcrczbaö — skrobae. Unbequeme Consonantenverbindungen werden
gemieden und durch andere ersetzt, wie ?äi'2väic> — ^röälci, s ^ t ^ — extei'x, seiebto —
Sertz — ä^vir^e — ärx^vi, str^bto ^ sredro. Beispiele der Assimilation,
Dissimilation und Verschmelzung der Cousonanten sind nicht selten, wie — vveam?,
ruta — rura. Auf älterer Sprachstufe verharren Worte wie r2g?ae — r?e?ac, ä^abol —
pocZskskovvac — poäskaliiwae, vbiesie — odvviesie. Auch die Metathesis ist
nicht ungewöhnlich in Wörtern wie statt ^eckxvub, clui^ovvae statt clruko>va6.
Schlesien. 40
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch