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Drapirungen auf und ab von Fenster zu Fenster schlingt. Eine originelle Zweitheilung
einer Fa^ade durch einen Pilaster findet statt bei Nr. 11 am Stadtplatz. In Zuckmantel
haben die Häuser am Hauptplatz vielfach die Fa^ade des Postgebäudes zum Vorbild
genommen, wodurch derselbe einen überaus würdigen Charakter erhält. Viele Häuser
mit breiten geschwungenen Giebeln besitzt Jauernig, doch wurden im Verlaufe der Zeit
die wetterbrüchigen Stellen beseitigt, und man trug Sorge, daß die Giebel möglichst
glatt ablaufen. Troppau wurde durch den furchtbaren Brand von 1689 und die Kriegszeiten
des folgenden Jahrhunderts so hart betroffen, daß die bauliche Entwicklung der Stadt —
im Ganzen genommen, nicht im Einzelnen — sogar Rückschritte zeigt. In der ersten Hälfte
unseres Jahrhunderts macht sich die von Wien ausgehende und von dem deutschen Orden
für seine Bauten aufgenommene trockene, classicistisch-Palladianische Richtung geltend, wie
das die Kirche zu Würbenthal, die Ordenshäuser in Frendenthal und an anderen Orten
zeigen. Der Umschwung, der sich von den Fünfziger-Jahren an in Wien vollzog, wirkte
auch auf unser Land. Im Kirchenbau kehrte man zur Gothik zurück, und hier wirkte
niemand geringerer als der Gothiker Friedrich Schmidt als Schöpfer, Lehrer und
Berather. Der gewaltige Thurm, welchen er der Friedeker Pfarrkirche (1876) baute,
stimmt zwar nicht zu dem Gotteshaus, aber er hebt das Stadtbild in einem solchen Maße,
daß er für das Nachbarland zum Vorbild geworden ist. Schmidt baute auf Veranlassung
des Breslauer Erzbischofs Förster die Kirche in Krantenwalde (1878 bis 1882).
Aus Hellem Kalkstein erhebt sie sich in dem engen Waldthale, einfach, schlicht, fast schüchtern
in ihrer zusammengenommenen Vorderansicht. Wohl hat Schmidt bei diesem Waldkirchlein
an alle seine Dome und Rathhäuser vergessen, aber seine Meisterhand hat sich auch im
Kleinen bewährt.
Unter seinem Einfluß entwickelten sich Gustav Meretta (gestorben 1888) und Albiu
Prokop, ersterer der Erbauer der Kirchen in Liebenthal, Deutsch-Paulowitz und Roßwald,
letzterer der Schöpfer der Kirche in Trzyniec. Meretta hatte große Reisen gemacht und
manchen der Eindrücke in seinen Bauwerken verwerthet; bei unseren Kirchen ins Große zu
gehen, das war ihm durch den Zweck nicht gestattet. Mit der Rücksicht auf die praktischen
Verhältnisse stellte sich neben der Einfachheit auch eine gewisse Nüchternheit ein, die
weniger an der romanischen Roßwalder Kirche als an den beiden anderen gothischen Bauten
bemerkbar ist. Der Bauherr war der Fürsterzbischof von Olmütz. Die Kirche in Trzyniec
ward im Auftrag weiland Seiner kaiserlichen Hoheit des Erzherzogs Albrecht errichtet.
Prokop erbaute sie in vierzehn Monaten (1883 bis 1884). Die auf einem Hügel gelegene
Kirche ist in Kreuzform gebaut. Presbyterium und Seitenarme sind mit den fünf Seiten des
Achtecks geschlossen. An das hochgehende Mittelschiff schließen sich niedere Seitenschiffe an.
durch schlanke, reichgegliederte Pfeiler mit demselben verbunden. Das ober dem Chor gelegene
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch