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für die Abdachungen der Strebepfeiler benutzt. Wenn Schmidt diesen Bau als ein in
jeder Hinsicht gelungenes Werk bezeichnen muß, das seinem Erbauer alle Ehre macht,
dann darf man wohl an dem Werke Prokops seine Freude haben. Andere gothische Kirchen
wurden von Schwarzer aus Jauernig in Niedergrund und am Gotteshausberg bei
Friedeberg errichtet, von Schweda ans Teschen in Cameral-Ellgoth; zu nennen wäre
noch die Kirche von Einsiedl, in ihrem hellen Ton ein leuchtender Mittelpunkt des
reizenden Oppathales.
Im Profanbau herrscht die Renaissance fast unbeschränkt in der Wiener Ausbildung.
Nördliche Einflüsse zeigen sich nur ganz vereinzelt, und die allseits bethätigte Baulust
greift verändernd in das alte Stadtbild ein oder schafft ganz neue Stadttheile. Troppau
hat das Kaiser Franz Joseph-Museum, eine Reihe von Lehranstalten, das Theater, das
Gerichtsgebäude, eine Musterkaserne aufzuweisen; Bielitz imposante Schulbauten, die im
phantastischen Schmuck glänzende Synagoge, die Sparcasse, das Theater; Teschen
Schulbauten, die Sparcasse, den Bahnhof; Jägerndorf Schulbauten, Friedek die Franz
Josephsschule u. f. w. Mit den öffentlichen Gebäuden wetteifert der Privatbau.
Die Malerei des sich auslebenden Mittelalters und der Renaissance ist in Schlesien
nur in vereinzelten Werken vertreten, und diese siud entweder nicht auf schlesischem Boden
geschaffen worden oder man kann nicht den Nachweis erbringen, daß der Maler ein
Schlesier war. Gemälde, wie die des Altbielitzer Altarschreines und des Kurzwald er
Altarblattes, die mit dem Charakter der Bilder der böhmischen und fränkischen Maler-
schulen übereinstimmen, sind eingewandert. Von letzterem wird berichtet, daß ein Bischof
von Krakau dasselbe um 1500 gespendet und daß es der dortigen Malschule entstamme;
einen gleichen Weg wird das erstere gezogen sein. — Das Pestbild von Barzd orf führt
bereits in die Zeit der Renaissance (1571). Sein Maler heißt Bartholomäus Ort; woher er
war, ist unbekannt. Der Heiland am Kreuze hält die Mitte des Bildes; rechter Hand
sind in schwarzen Gewändern die Spender des Gemäldes mit gefalteten Händen gereiht;
zur Linken nach dem Hintergrund ist die Schlange Mosis aufgerichtet; bittendes Volk
bewegt sich im Bordergrund daselbst. Von allem andern abgesehen, verräth das die Arme
zur Schlange hinstreckende Weib den Einfluß italienischer Kunstwerke. Das XVII. Jahr-
hundert hat ein Werk eines fremdländischen Künstlers hinterlassen: eine Kreuzabnahme
von Oswald Onghers auf dem Hochaltar zu Freudenthal. Tizianische Einflüsse und
die Richtung Caravaggios machen sich darin geltend; auch die Beruiuische Art, den Engeln
die Marterwerkzeuge in die Hände zu geben, findet sich vor. Unter diesen Engeln aber gibt
es welche von hinreißender Anmuth.
Von den in Schlesien thätigen Künstlern des XVIII. Jahrhunderts, für welche
zumeist entweder Rom oder Wien die Vorschule gewesen, gehören Johann Franz Greipel
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch