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und Felix Leichert Schlesien selbst an; beide wurden von dem jungen, aber mächtigen
Glanz der Kaiserstadt angezogen, wo sie ihre künstlerische Ausbildung genossen.
Johann Franz Greipel (1720 bis 1798) aus Bennisch in Schlesien, war Mitglied
der k. k. Akademie in Wien, erblindete in seinem Alter und wurde zur Linderung der
Nothlage, in die er gerathen, von Kaiser Franz unentgeltlich in die Pensionsgesellschaft
derselben aufgenommen. Ein Bruder des Malers, Priester in Karlsthal (bei Würbenthal),
hatte durch seine Bemühungen und durch die Aufwendung seines Vermögens die Kirche
daselbst neu hergestellt. Er veranlaßte ihn, die Bilder zu liefern. Greipel malte die Bilder
des Hochaltars, der Seitenaltäre und die Kreuzwegstationen. Zur selben Zeit malte er
auch Bilder für andere Kirchen in Schlesien, so für den Hochaltar der Jägerndorfer
Pfarre einen heiligen Martin, für den Hochaltar in Breitenau denselben Heiligen, für
den Annaberg bei Engelsberg eine Heimsuchung Mariens (in den Jahren 1777 bis 1779).
Aus späterer Zeit stammt das Dreifaltigkeitsbild am Hochaltar in Klein-Mohrau. Die
aufgezählten Bildwerke sind von ungleichem Werth. In seinen guten Eingebungen erscheint
er als Maler des Sanften, Weltentsagenden, überirdisch Verklärten. Der zum Himmel
aufsteigende heilige Martin mit dem edlen Ausdruck demuthsvoller Hingabe (in Breitenau),
Martiuus als Wunderthäter in ruhiger Klarheit (in Jägerndorf), die abgeklärte Milde
Gott Vaters in seinem Dreifaltigkeitsbilde, und überall die Putti, und besonders die
schwebenden Engelsköpfe, verschönt von Anmuth und Liebreiz, enthalten die Vorzüge des
Künstlers. Und noch eins: in den Kreuzwegbildern erhöht er die Situation durch wirkungs-
volle Landschaftsmotive und durch ein kräftiges Colorit.
Felix Ivo Leichert, gebürtig aus Wagstadt (1727), kam als Zeugmachergeselle nach
Wien; hier brach er mit seinem Handwerk, das Vertrauen in die Kraft seines Talentes
führte ihn der Malerei zu — er wurde Schüler von Maulpertfch — und es hat ihn nicht
im Stiche gelassen. Seine Arbeiten bewahren die Kirchen von Troppau, Wagstadt, Kathreiu
in Schlesien, Brünn und Klosterbruck in Mähren, die Piaristenkirche in Wien und die Kirche
der Trinitarier in Krakau. Leichert hat bei Maulpertfch gelernt, ist aber seine eigenen Wege
gegangen. Von der verwegenen, stark realistischen Art seines Meisters, von seiner rücksichts-
losen Charakteristik, von dem pathetischen Zug in seinen Compositionen und dem ernsten,
selbst düstern und schweren Colorit findet sich bei Leichert nicht zuviel. Die Scala seines
Könnens entrollt der Bilderschatz der Troppauer Pfarrkirche. Leichert hat direct auf die
italienischen Meister des XVI. und XVII. Jahrhunderts zurückgegriffen und sich in dem
harmonischen Spiel ihrer Formen und Farben wohl gefühlt. In seinem „Tod Josefs"
aber zeigt er, für welche Aufgaben er geschult worden ist. Um sowohl durch die Gestalt des
Sterbenden wie durch die Umgebung mit solch ergreifender Kraft zu wirken, wie es der
Künstler hier zuwege bringt, auf diese Höhe hat ihm Maulpertfch geholfen und ihn
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch