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Große Niederschlagsmengen und ein undurchlässiger Untergrund, das sind die
beiden Hauptfeinde des schleichen Landwirthes. Er kann den Kamps mit ihnen nur danu
erfolgreich aufnehmen, wenn ihm die entsprechenden Geldmittel zu Gebote stehen. Dem
Kleingrundbesitzer erlauben seine Verhältnisse nicht, den Boden zu drainiren, er sucht
sich also dadurch zu helfen, daß er sein Feld in zwei Meter breite, hochgewölbte Beete
pflügt. Der Stand der Feldfrüchte ist nur in der Mitte des Beetes ein guter; ein
Theil der Ackerfläche — die Furche — wird geopfert, um den Rücken des Beetes trocken
zu legen. Erst in jüngster Zeit tauchen auch unter den Bauern einzelne Apostel der
Drainage auf.
Ein Fehler, der vielfach von den kleinen Grundbesitzern begangen wird, liegt in der
nicht zeitgemäßen und daher schlechten Ackerung im Frühjahr. Nur durch die Ackerung
im Herbst kann der schwere Boden unter dem Einfluß des Winterfrostes genügend
verkleinert werden. Erfolgt die Ackerung erst im Frühjahr, dann bleibt der lehmige
Boden zu naß und zäh, um eine richtige Saatbestellnng zu ermöglichen. Ein vorzügliches
Mittel, die Fruchtbarkeit des Bodens zn heben, besteht in der Kalkung der Felder,
welche beim Großgrundbesitz allgemein und auch vom bäuerlichen Landwirth schon
vielfach, insbesondere dort angewendet wird, wo der Bezug des Kalksteines keine zu
großen Kosten verursacht. Die Bodenbearbeitung geschieht mit gut construirten Pflügen
und Eggen.
Von ziemlicher Bedeutung ist die Viehzucht in den schleichen Bauernwirthschaften;
sie erstreckt sich vorwiegend auf Rinder und Schweine. Nur die Besitzer größerer Bauern-
höfe befassen sich mit der Pferdezucht, denn nur sie bearbeiten ihre Felder mit Pferden.
Die kleineren Grundbesitzer besorgen die Bestellung der Äcker größteutheils mit Kühen.
Der Pferdeschlag des Flach- und Hügellandes, der durch ärarische Hengste
veredelt wurde, kann ein guter genannt werden. Das Gebirgspserd ist klein, sehr kräftig
gebaut und von zäher Ausdauer.
Die Kühe sind im flachen Lande größtentheils mittelgroß und ziemlich gut gehalten,
wogegen dieselben im Gebirge oft durch Futtermangel in ihrer Entwicklung zurückbleiben
und dementsprechend geringere Milcherträge geben. Die durchschnittliche Melkung stellt sich
per Stück und Tag auf drei Liter. Die producirte Milch wird zum größten Theil im
eigenen Haushalte verwendet, der Rest zn Butter verarbeitet und nach der Stadt gesandt.
Als Futterpflanze dient der Rothklee, der in Schlesien nahezu sicher gedeiht und
oft sehr hohe Erträge abwirft. Wiesengründe finden sich fast nur in der Gebirgszone.
In neuerer Zeit wird die vom Großgrundbesitz eingeführte Cultur des amerikanischen
Pferdezahnmaifes vielfach auf Bauerngütern nachgeahmt. Der Massenertrag dieser Futter-
pflanze ist durch das feuchte Klima begüustigt.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch