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gedient hat. Die Ergebnisse seiner Forschnngen hat der gelehrte Verfasser selbst folgender-
maßen zusammengefaßt.
„Da sehen wir bei den Knochen der ausgestorbenen Ur-Bären die der paläolithischen
Zeit angehörigen Thonscherbe», Stein- und Knochengeräthe; wir sehen den Übergang von
der paläolithischen zur neolithischen Zeit; dann die neolithische Zeit in dem Beerdigungs-
gang, durch die in zweiter Reihe begrabenen Skelette und neben diese hingelegten zuge-
schlagenen Stein-, Knochen- und Thongegenstände repräsentirt; ferner den Übergang der
neolithischen Zeit in die Bronzezeit, wiederum in dem Beerdigungsgang, und zwar an
den in der ersten Reihe begrabenen Skeletten, da an einigen Schädeln Oxydation durch
Erz wahrzunehmen ist; bis endlich die Stätten der Küchenabfälle in ihrer unteren Schichte
die Bronze-, in der oberen die Eisenzeit repräsentiren."
Aus den Tabellen am Ende des Baron Nyäry'schen Werkes geht hervor, daß
gefunden wurden: Knochengeräthe der paläolithischen Zeit, zusammen 61, Steingeräthe
derselben Zeit 6; neolithische Knochengeräthe 53, Steingeräthe 83, Bronze- und Eisen-
gegenstände zusammen 39; woraus zu schließen wäre, daß die Höhle in der jüngeren
Steinzeit an« bewohntesten gewesen. Das Material, aus dem die Steingegenstände (Ambosse,
Hämmer, Beile, Messerklingen, Sägen, Pfeil- und Lanzenspitzen, Bohrer, Meißel u. s. w.)
gefertigt sind, ist Qnarzit, Quarzitschieser, Serpentinchlorit, Sandstein, Basalt, Mergel-
schiefer und Quarzkiesel — lauter Gesteine, die auch in dieser Gegend vorkommen.
Die Gefäße und Tausende von Gefäßfragmenten, die bei den Grabungen in der
Baradla-Höhle aus den verschiedenen Schichten an den Tag gefördert wurdeu, zeigen den
ganzen stnfenweisen Entwicklungsgang der Thonindustrie, von den primitiven Töpfen und
Schalen angefangen, die mit freier Hand aus einer mit grobem Quarzitsand, zerbröckeltem
Tropfstein, ja mit Hackstroh gemischten Masse hergestellt sind, bis zu den aus guter Masse
auf der Scheibe geformten, mit sorgsam geglätteten Streifen, Linien, Knorren, Punkten
und Buckeln verzierten, gut ausgebrannten Urnen und Buckelgefäßen. Erstere wurden
besonders bei den aus der Steinzeit stammenden Skeletten, letztere in den oberen Schichten
der Küchenabfülle gefunden. Die Thatsache, daß die in der Aggteleker Höhle gefundenen
Thonscherben eine auffallende Ähnlichkeit mit den in den Höhlen von Liskova, Haligöcz
und Poräes gefundenen Gefäßbruchstücken zeigen, würde für die Gleichzeitigkeit dieser
Höhlenbewohner sprechen.
Zu den Höhlenfunden, welche beweisen, daß Oberungarn schon in der Steinzeit von
Menschen bewohnt war, kommen noch jene zahlreichen Steinwerkzenge, die an einzelnen
Fundstätten zufällig gefunden wurden. In der prähistorischen Abtheilung des ungarischen
Nationalmuseums ist davon eine ganze Reihenfolge aufbewahrt, desgleichen in anderen
öffentlichen und Privatsammlungen. So finden sich — um nur eine der letzteren zu erwähnen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch