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Begriff machen. Wohl aber werfen der Todtenknlt und die Gebräuche bei Bestattung der
Überreste Verstorbener einen Schimmer von Licht auf das sittliche und religiöse Leben
dieser unbekannten Urvölker. Ans unseren Funden wissen wir, daß die Menschen der
Steinzeit ihre Todten in sitzender oder liegender Stellung bestatteten, und zwar in Stein-
kainmern. Höhlen oder der Muttererde. In der Bronzezeit jedoch war die Leichenverbrennung
allgemeiner Brauch. Die Todten wurden auf Scheiterhaufen verbrannt und die Knochen
gewöhnlich in Thongefäßen, oft auch einfach in der Erde begraben.
Was die Begräbuißstätten selbst und die Unterbringung der Aschenurnen betrifft,
sind die Gebräuche in verschiedenen Gegenden verschieden. An vielen Orten, so in Pilin
und Lapnjtö (Nögräder Comitat), werden die Urnen in Höhlungen, die mit Kiesgeröll
umschichtet sind (Krypten), beigesetzt; anderswo, so in Ürmezö (Maramaros) und Nagy-
Lehota (Nentraer Comitat) einfach in die Erde gestellt und das Grab mit einem Hügel
bezeichnet; noch anderswo, wie in Felsö-Kubin (Ärvaer Comitat) oder Pilin (Nögräd)
finden sich die Urnen auf Grabfeldern, die mit aufgeschichteten Steinen umhegt sind, in
einer oder zwei Reihen nebeneinander gestellt. Übrigens waren in ganz Oberungarn beide
Bestattungsarten gebräuchlich. Was die in manchen Gegenden Obernngarns vorkommenden
Hügel (Mohilka, Homolka) bergen, wird erst die Zukunft lehren. Zum Gegenstand
genauer Untersuchung sind sie noch kaum gemacht worden. Sicher ist, daß sie Grabfelder,
Bestattungsorte bezeichnen und zum Theil sogar noch jetzt zu solchem Zwecke dienen, wie
dies auch der umfangreiche Tumulus in der Gemarkung von Priekopa (Tnröczer
Comitat) bezeugt.
Unsere Denkmäler der Bronzezeit stammen theils von diesen Gräberfeldern und
besonders den Urnenfeldern, theils von den Bronzeguß-Werkstätten und aus den sogenannten
Schatz- oder Depotfunden, die bald durch die Arbeit des Pfluges, bald durch Wasser-
spülungen und andere Zufälligkeiten ans Tageslicht gelangten.
In der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts wurden die im ganzen Lande gefundenen
Bronze- und Goldgeräthe allgemein entweder in die römische oder in die keltische Zeit
verwiesen. Als solche gelangten dann einige in den Besitz des Nationalmuseums, wo sie
seither, oft ohne nähere Kenntniß des Fundortes, nur allgemein als „in Ungarn" gemachte
Funde aufbewahrt werden. Trotzdem sind auch von diesen unzweifelhaft viele oberungarischen
Ursprungs.
Unter unseren Bronzefunden sind es die Schatzfunde, denen wir die schönsten und
am besten erhaltenen Gegenstände verdanken; dennoch ist vom wissenschaftlichen Standpunkt
aus den von den Urnenfeldern stammenden Objecten eine größere Wichtigkeit beizumessen.
Diese Gegenstände kommen gewöhnlich in arg beschädigtem Zustande zum Vorschein,
theils weil sie schon ursprünglich in verstümmeltem Znstande der Asche beigelegt, theils
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch