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Philipps (IV. Jahrhundert v. Chr.) Unsere Fachgelehrten halten im Allgemeinen alle diese
Münzen, dergleichen auch in den benachbarten Comitaten Turöcz und Liptan gefunden
wurden, für keltischen Ursprungs, was neben anderen Gründen dafür sprechen würde,
daß dieser Volksstamm, obgleich Viele es leugnen, sich bis hierher und auch bis in die
obere Waag-Gegend verbreitet hatte.
Auffallenderweise sind unter den auf dem Felsgipfel von Nagy-Bißterecz ausge-
grabenen urzeitlichen Gegenständen (Mahlsteinen, Gewichten, Thongefäßen) keinerlei
Bronzegegenstände gefunden worden. Wohl aber fand sich daselbst eine eigenthümliche
kleeblattförmige, mit Halbkreislinien und Punkten verzierte Eisenplatte, wie eine ähnliche
schon früher im Tnröezer Comitat gefunden wurde. Letztere ist im Nationalmuseum
verwahrt. Jngwald Undset, der früh verstorbene Custos am urgeschichtlichen Museum der
Universität Christian!«, hat erkannt, daß diese charakteristische Platte die Urform der in
den skandinavischen Funden so häufig vorkommenden Riemenschnalle von karolingischem
Stile ist.
Übrigens ist Oberungarn nicht eben reich an Fundeu aus der älteren Eisenzeit. Dies
hat seinen Grund darin, daß die meist in sehr beschädigtem Zustande vorkommenden
Eisenfunde, besonders in früherer Zeit, die Aufmerksamkeit der Forscher nicht in so hohem
Grade erregten, wie die Gold-, Silber- nnd Bronze-, ja selbst die Steingegenstände,
vielmehr die Eisensunde erst in neuerer Zeit, seitdem die systematischen Forschungen
begonnen haben, jene Beachtung finden, die ihnen thatsächlich zukommt.
Im Verlaufe unserer Darstellung haben wir uns wiederholt auf die Funde berufen,
die dafür sprechen, daß Eisen und Bronze auch in Oberungarn gleichzeitig in Gebrauch
standen. Solchen Übergangsfunden begegnet man in Oberungarn überall, wo immer
systematische Forschungen angestellt wurden; vou Ärva südöstlich hinab bis Maramaros
nnd südwestlich bis Preßburg, in dem ganzen District diesseits der Donau.
Von jener Cultur dagegen, die den Bewohnern Ungarns die Kenntniß des Eisens
vermittelt hatte, von der Hallstätter, sind in Oberungarn mir vereinzelte Spuren zu finden.
Der allgemeinere Gebrauch des Eisens wurde, wie es scheint, erst im V. und l V. Jahr-
hundert v. Chr. durch die mit dem Ausdruck „La Tene" bezeichnete keltische Bildung
verbreitet. Seine Spuren treten in den näher zur Donau gelegenen Gegenden häufiger auf,
als in dem Landstrich am Fnße der Karpathen, uud die in den Gräbern von Pilin
(Nögräder Comitat), Jmely (Komorner Comitat) und Szobb-Jpolypart (Honter Comitat)
gefundenen eisernen Waffen und Geräthe, welche die charakteristischen Vertreter des
Geschmackes dieser Zeit sind, kommen in den nördlicheren Gegenden Oberungarns nur hie
und da vor. Und wenn vorausgesetzt werden kann, daß Jahrhunderte verstreichen mußten,
bis diese Cnltnrströmnng in dieser Gegend heimisch wurde, und wenn beinahe mit Sicherheit
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch