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gesagt werden kann, daß diese Cnltnr sich hier Jahrhunderte hindurch friedlich entwickeln
konnte, so wird es schwerlich als kühne Behauptung erscheinen, wenn wir sagen, daß in
Oberungarn der Gebrauch des Eisens schon in die geschichtliche Zeit , also in
die der römischen Eroberung fällt .
Funde, die das Heimischwerden der römisch-pannonischen Cultur iu Oberuugarn
beweisen würden, sind freilich nicht gemacht worden. Allein wir wissen, daß die Römer
wiederholt mit den diese Gegenden bewohnenden Datiern, dann auch mit den Marcomannen
und Quaden zusammenstießen, und so können wir es als sicher annehmen, daß die Völker
jener oberungarischen Gegenden, die mit den vollkommeneren römischen Waffen bekannt
geworden waren, und durch ihre Vermittlung auch die benachbarten, historisch weniger
bekannten Barbarenstämme, das Metall, aus dem die Römer ihre Waffen fertigten, immer
häufiger zu gebrauchen begannen. Dazu kommt noch als ebenso nnbezweifelbar, daß die
Bewohner Oberungarns seit der Eroberung Paunoniens auch mit der classischen Cultur
immer häufiger in Berührung kamen. Die römischen Händler standen nicht nur mit den
barbarischen Bewohnern der Grenzstädte in geschäftlichem Verkehr, sondern auch mit den
Gegenden jenseits der Karpathen, wohin von Pannonien und Dacien aus, hauptsächlich
den Thälern der größeren Ströme folgend, Handelsstraßen zogen, welche Obernngarn
durchschnitten und dem beständigen Umlauf von römischem Geld und römischen Jndnstrie-
artikeln zugute kamen.
Für diese Beziehungen sprechen auch die in den bronzezeitlichen Niederlassungen
vorkommenden römischen Münzen und Eisenklötze, die namentlich in den südöstlichen
Gegenden Oberungarns häufig sind. Als Beispiele dafür dienen, nnter vielen anderen, etwa
die Funde von Klaesanö und Ormöd im Bereger, von Kapos im Unger, von Mära-
maros-Szige t und Vörösmar t im Märamaroser Comitat.
Funde aus der Völkerwanderungszeit und von hunnisch - avarischem Charakter
kommen in Oberungarn nnr vereinzelt vor, sie sind da ebenso selten, wie die
nrmagyarischen Reitergräber, deren Prototypen wir in den berühmten Funden von Szeged-
Öthalom besitzen. Solche wurden gefunden: in Blatnieza, Szolyva (Bereger Comitat),
Szöesöny, auf der Pußta Beue (Nögräder Comitat), in Pi l in und Galgöez (Nentraer
Comitat). Die drei letztgenannten Fundorte sind um so merkwürdiger, weil da neben den
Gerippen des Menschen und des Pferdes anßer einigem Gold- nnd Silberschmuck auch
Münzen aus dem IX. nnd X. Jahrhundert gefunden wurden. Aus der Seltenheit solcher
Grabfunde in Oberungarn den Schluß zu ziehen, daß die Völkerwanderung über diese
Gegenden spurlos hinweg gegangen sei, wäre ein Fehler.
Mit dem Niedergang der römischen Staatsgewalt schiebt sich eine Völkerwelle über
die andere her, nnd wenn auch die größeren Kämpfe mehr in den südlichen Theilen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch