Page - 60 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (5), Volume 18
Image of the Page - 60 -
Text of the Page - 60 -
60
verhältnißmäßig die meisten Bauwerke entstanden sein dürften. In der westlichen, größeren
Hälfte der Insel Schütt, die jetzt dem Preßbnrger Comitat zugehört, werden in den
Urkunden von 1161 bis 1253 etwa 15 Ortschaften erwähnt. Es ist gewiß nur eine pietät-
volle Sage, daß Stesan der Heilige zu Ehren der zwölf Apostel auf der Insel Schütt
zwölf Kirchen gebaut und ebenso, daß die Ortschaft Vajka, die im Jahre 1186 zum ersten
Mal erwähnt wird, ihren Namen nach dem des heiligen Königs erhalten habe; trotzdem
drängt sich die Wahrscheinlichkeit auf, daß in dieser Gegend während des XII. und
XIII. Jahrhunderts weit mehr Kirchen gebaut wurden, als das in der Verordnung König
Stefans des Heiligen vorgeschriebene Verhältniß von einer Kirche zu zehn Ortschaften
erforderte. Indeß mochten diese Kirchen ziemlich primitiver Constrnction sein und an ihre
Stelle traten im XIV. und XV. Jahrhundert jene gothischen Kirchen, welche die Insel
Schütt noch jetzt so eigenthümlich kennzeichnen. Hin und wieder kommen dabei auch
romanische Bauelemente vor. In dieser Hinsicht ist die interessanteste die zweithürmige
Pfarrkirche zu Egyhaz-Gellye, über deren Thürme und die von diesen slankirte Fa^ade ein
Rnndbogensries läuft; auch die Fenster der Thürme sind rund bogig; der Chorabschluß
dagegen Polygon und spitzbogig, desgleichen der das Schiff vom Chor trennende Triumph-
bogen; wogegen wieder die Kapitäle der Halbsäulen im Chor mit Blätterwerk im Über-
gangsstil geschmückt sind.
Im Neutraer Comitat haben sich einige Beispiele von kleineren romanischen Dorf-
kirchen erhalten. Die charakteristischeste nnter diesen ist die Pfarrkirche der Ortschaft Divek.
Sie ist einschiffig, mit halbkreisförmigem Abschluß; an der Westfacade erhebt sich, in den
Körper der Kirche hineingebaut, ein quadratischer Thurm, dessen paarige und dreifache
Fenster durch Säulchen getrennt sind. Sie hatte ursprünglich eine Balkendecke. Die noch
einfachere Friedhofskapelle des Dorfes Daröcz hat über dem Eingang eine auf zwei Pfeilern
ruhende Gallerie. Die mit einer Befestigungsmauer umfangene Kirche der Gemeinde Szädok
ist einschiffig und einthürmig, mit geradem Abschluß; die Laibnng des rnndbogigen Thores
mit je einer Halbsäule gegliedert. Die einthürmige Kirche auf dem Felsen über dem Dorfe
Darazs hat im Laufe der Zeit allerlei Veränderungen erlitten, dabei aber ihren romanischen
Charakter bewahrt. Auch die Pfarrkirchen der Dörfer Ban und Kö-Poruba im Treutfchiner
Comitat sind ganz einfache romanische Bauten. Ebenso einfach ist die befestigte, thurmlose
Kirche des Dorfes Haluzicz im nämlichen Comitat.
Im Sohler Comitat wurden die Pfarrkirchen der Städte Karpfen, Dobroniva,
Szäß, Babaßek und Hajnik durch sächsische, Bergbau treibende Ansiedler vermuthlich zu
Anfang des XIII. Jahrhunderts erbaut. Der Anordnung nach sind sie verschieden und
auch spätere Crnenernng hat an ihnen so Manches verändert, dennoch haben sie einige
gemeinsame Eigenschaften bewahrt, in denen sich die in Sachsen heimische spätromanifche
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch