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In neuester Zeit hat dieses kostbare Werk eine unter der Leitung Friedrich Schulek's in
gewissenhafter Weise vorgenommene Restanrirnng unverändert durchgemacht, und behält
somit auch serner seinen Werth als eines der charakteristischesten Beispiele für den Formen-
reichthum der gothischen Baukuust in Ungarn.
Die Minoriten ließen sich zu Beginn des XIV. Jahrhunderts in Lentschan nieder,
wo sie mit Kirche nnd Kloster eine der größeren und schöneren Anlagen der Bettelorden
herstellten. Die Kirche ist eine dreischissige Halle; das Mittelschiff war ursprünglich durch
fünf Pfeilerpaare von den Seitenschiffen getrennt. Das sorglos aufgebaute Schiff wurde
alsbald baufällig, so daß man die beiden ersten Joche zumauerte, den Rest aber mit einem
neuen Gewölbe versah. Dauerhafter erwies sich das Chor mit drei Jochen, dreiseitigem
Abschluß und einem Kreuzgewölbe, dessen Rippen auf theils aus drei, theils aus süus
Halbsänlenschäften gebildeten Diensten ruhen. Die Fenster haben am Schiffe vier, am
Abschluß drei, am Langchor zwei Abtheilungen und einfaches aus Drei- und Vierpässen
bestehendes Maßwerk. Der an der Westfa^ade aufsteigende, spater theilweise umgestaltete,
gedrungene Thurm ruhte mit seiner äußeren Waud aus der Stadtmauer und sein Untertheil
gewährte der der Mauer entlangziehenden Gasse Durchlaß. Das sehr einfache Thor befindet
sich an der Südseite. Der ganzen Nordseite liegt der Kreuzgang an und bildet einen
unregelmäßig viereckigen Hof, dessen Joche Kreuzgewölbe haben. Der neben dem Chor
befindliche quadratische Capitelsaal hat ein Kreuzgewölbe, dessen Gurten nnd Nippen ans
dem in der Mitte stehenden, achteckigen Pfeiler ruhen. Diese Ansiedelung ging unter
vielerlei Mißgeschick zeitweilig au die Jesuiten, dann an die Prämonstratenser über und
verwahrloste dabei. In Privigye (Neutraer Comitat) saßen im Jahre 1496 Carmeliter.
Ihre Kirche steht ans dem Hügel außerhalb der Stadt und ist ein geringer Bau, der
viel Ungemach ausgehalten hat.
Ensebius, Domherr von Gran, gründete im Jahre 1246 für Ungarn den Orden
des heiligen Paulus Eremita. Die Ordensregel wurde auf der Ofuer Synode 1308
bestätigt, worauf der Orden rasch zur Blüte gelangte, durch Karl Robert, besonders aber
durch Ludwig den Großen wirksame Gunst erfuhr und zn so allgemeiner Beliebtheit
gelangte, daß zahlreiche hohe Geistliche und die Mitglieder der vornehmsten Familien in
seinen Verband traten. Es ist urkundlich bezeugt, daß im Oberlande, und zwar meist in den
Comitaten Gömör, Bvrsod, Abanj und Zemplen während des XIV. Jahrhunderts über
zwanzigNiederlassnngendesP anlincrordens entstanden.Diese dürften jedoch, allerWahr-
scheinlichkeit nach, größtentheils für zwei bis drei Personen eingerichtete Einsiedeleien gewesen
sein, ohne eigene Kirchen, so daß ihre Mitglieder sich zum Gottesdienst nach den nahen
Ortschaften und Bnrgen begeben mußten. Diesem Umstände mag es zuzuschreiben sein,
daß es im ganzen Oberlande nnr drei gothische Kirchen des Pauliuerordens gibt, und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch