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Im Gebiete Komorns ist, wie in den übrigen Theilen der Schütt, Kies, Sand oder
lehmige Ablagerung überall zu finden.
In der Römerzeit stand auf dem Gebiete Komorns eine gegen die Quadeu errichtete
Greuzveste (eastrum). Wie dieses Festungswerk ursprünglich hieß, darüber gehen die
Meinungen auseiuauder. Grabungen wurden an diesen Orten bisher nicht vorgenommen,
allein trotzdem kamen Mitte des vorigen Jahrhunderts in der Festung zahlreiche römische
Denkmäler aus dem Boden zum Vorschein. Von drei Steinsärgen und mehreren Statuen,
die sich darunter befanden, erschienen auch eingehende Beschreibungen in französischer
Sprache. Zweifellos sind in die Mauern der alten Burg und der St. Andreaskirche
massenhaft römische Ziegel und Steine verbant worden. Doch ist ein großer Theil dieses
Baumaterials aus dem gegenüberliegenden O-Szöuy (in der Römerzeit Bregetio) über die
Donan hieher gelangt.
Als die Ungarn hereinkamen, fanden sie Komorn bereits vor, es war damals, wie
die meisten Städte, eine slavische Niederlassung. Der slavische Ursprung des Stadtnamens
(Komärom — Stechmückenort) und andere Umstände machen dies zweifellos. In Komorn
und Umgebung ließen sich — nach dem Anonymus Notarius — die Kumaueu nieder. Die
hier angesiedelten Magyaren beschäftigten sich mit Fischfang und Viehzucht. Zahlreiche
Geräthe der Urfifcherei, z. B. der Angelheber (kentö), der doch aus vorgeschichtlicher Zeit
stammt, sind noch jetzt gebräuchlich. Der Wels wird auch mittels der Angel mit Quackholz
(kuttxoZatü) gefangen, wie an der unteren Wolga.
Zur Zeit Stefaus des Heiligen dürfte Komorn fchou ein ziemlich großer Ort gewesen
sein, denn der König verlieh das Einkommen aus der Überfuhr dem Kloster von Bakonyböl.
Schon unter den Ärpaden hatte es auch eiue Burg, zu der ein umfangreicher Besitz
als königliches Gnt gehörte. Im Laufe der Zeit bekam die Burg, sowie der Burgbesitz,
theils durch Douatiou, theils durch Verpfändung, oftmals neue Inhaber. Unter Bela IV.
war dies Graf'Walter, 1277 Banus Thomas. Dauu fiel es an das mächtige Geschlecht
Csäk, doch uahm es Karl Robert 1315 dem Matthäus Csak mit Waffengewalt ab und
verlieh es dem Graner Erzbischof Thomas. Einige Jahre später wurde es durch Tausch
wieder königlicher Besitz. Da die Könige häufig in der Burg weilten, ließ König Matthias I.
sie durch Neubauten so erweitern, daß Wladislaus II. in ihr sammt seinem Hofstaat, ja
sammt den Mitgliedern des Reichstages Unterkunft fand.
Im Tatarensturme wurde Komorn laut einer Urkunde Belas IV. durch einen
gewissen Folwyne schon von der Burg aus vertheidigt. Nach dem Tatareneinfall
verpfändete der König die Burg einem Juden, Namens Henel; dem Orte selbst aber
verlieh er städtische Vorrechte. Diese Privilegien wurden durch die späteren Herrscher immer
mehr erweitert. Nach dem Anssterben des Ärpädenhanfes war Komorn eine Zeit lang im
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch