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dem Muster der Szekler organisirten Colonien der Grenzwache, deren Spuren man bis
nach Silleiu hinauf verfolgen kann, sondern auch ein großer Theil der Civilbevölkerung
war magyarisch. Allein das Hussitcnthum, die ezechischen und mährischen, ja polnischen
Colonien erdrückten die Magyaren und auch die wenigen Deutschen, ja sie vermischten sogar
die loeale slovakische Sprache mit fremden Elementen, was dieMnndart vonCsaeza,Predmer,
Pnchö, Ledniez u. s. w. erkennen läßt. „Hornyaken" nennt man gewöhnlich die Trentschiner
Slovaken der Bezirke Kisneza, Sillein, Bittse und Predmer; sie bewohnen im Gebirge
verstreute Dörfer, die sich meist aus Rodungen gebildet haben. Diese sehr ansgedehnte
Gegend ist die bestbevölkerte des Comitats.
Die Gemeinden längs der Waag sind dichter beisammen, aber weniger volkreich;
die meisten haben 200 bis 600 Einwohner, so daß mehr als die Hälfte der 404 im
Comitat vorhandenen Ortschaften Kleingemeinden sind, von denen 10, 12, 15 auf ein
Kreisnotariat gehen. Nur der Comitatssitz ist eine Stadt mit geordnetem Magistrat;
Sillein ist Großgemeinde mit 4117 Einwohnern, Csäeza hat 4360, Waag-Bistritz
2387, Banowitz 2929, Rajecz 2634, Pnchö 1420, Bosaez 3115 Einwohner. Es gibt
aber auch welche mit nicht einmal 100 Köpfen.
Die Volkstracht ist sehr einfach, ohne besondere Züge. In der oberen Gegend ein
breitrandiger Hut, ein Szür aus daheim gemachtem, grauem Grobtuch, Hosen von
ungarischem Schnitt mit Riemen und der Boeskor (Bundschuh). In der Dubniezer
Gegend ein langer Szür, Esizmen und Kuesma (Mütze); in der Gegend von Banowiez
trägt man spitzige hanakische Hüte. Die Frauen tragen grobleinene Röcke, die unter den
Achseln gebunden werden, blaue Schürzen, Hemden mit langen Ärmeln und ohne Kragen,
dazu Bundschuh oder Stiefel. Übrigens trägt man sich in jedem Thal anders. Bart und
Schnurrbart sind nicht üblich; dafür fettet sich der Mann sein langes Haar sorgfältig ein,
nnr der Hausierer trägt es kurz geschoren. Das rauhe Klima und der magere Boden
machen den Ackerban im größten Theil des Comitats wenig lohnend; die Leute weiden
lieber ihr Vieh, machen Schindeln, treiben Flößerei, schälen Eichen, brennen Kalk,
verfrachten Langholz und Bretter. Als Drahtbinder und Blechschmiede durchwandern
sie die halbe Welt, mit Fensterglas, Hüten nnd als Lumpensammler das ganze Land, bis
weit ins Ausland hinaus. Sie gehen in ferne Gegenden, als Schnitter oder Fabriks-
arbeiter, oder als Taglöhner bei den Maurern; sie hausieren mit Obst, mit gedörrten
Pflaumen; sie verdingen sich als Hausmeisterknechte, oder durchstreifen die belebteren
Straßen der Hauptstadt als Wildprethäudler mit Wildenten, Fasanen, Krammetsvögeln.
Aber wo immer sie sind, sie sehnen sich immer nach Hanse. Den mühsam ergatterten
Verdienst sparen sie getreulich zusammen nnd schicken oder bringen ihn ihrer Familie, der
sie sich durch die längsten Wanderungen nicht entfremden.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch