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jedoch war als Grenzpunkt allezeit so feststehend, wie als Berg selbst, von dessen zwei
Länder beherrschendein Gipfel man die erzgedeckten Thürme des fernen Krakan erblickt.
Man glaube übrigens nicht, daß das Gebiet des Ärvaer Comitats schon in jener
alten Zeit volkreiche Niederlassungen enthalten habe. Das richtige Bild ist vielmehr ein
nnabsehbarer Urwald, von dem das jetzige Arvaer Comitat nur einen geringen Theil
bilden mochte. Ein halbes Jahrtausend verging seit der Landnahme, ohne daß Ärva in
unseren Quellen auch nur erwähnt wurde, und als endlich in der zweiten Hälfte des
XIII. Jahrhunderts auch Ärva in das Licht der Geschichte tritt, gilt es noch immer blos
als Bestandtheil des großen Comitats Zölyom (Sohl). Die Obergespäne von Sohl nnd
Liptan fignriren in unserer Geschichte auch noch viel später blos als Burgvögte von Ärva,
und zur Zeit Ludwigs des Großen, als die Adelsurkunden geprüft wurden, kommt in dem
berühmten Protokoll des 5uckex euriae Emerich Bebek Ärva blos als ckislrictus vor.
Das rauhe, mit ungeheuren Nadelwäldern bedeckte Gebiet konnte zu jener Zeit gewiß nnr
schwach bevölkert sein, und wenngleich zu seinem Schutze Burg Ärva als Grenzbnrg schon
zur Zeit der ersten ungarischen Könige bestanden haben mag, hat sie es doch thatsächlich
unter den ärpädischen Königen zu keiner besonderen Wichtigkeit gebracht. Erst später,
unter dem Hause Aujou, besonders unter Ludwig dem Großen, begann die Besiedlung
in größerem Maße.
Unsere Geschichtschreiber haben sich viel gemüht, den Ursprung des Namens Ärva
zu erklären, allein ohne befriedigendes Ergebniß. Im Hinblick auf die Natur des wald-
bedeckten, von wildem Gebirge kreuz und quer durchzogenen Gebiets ist es das Wahr-
scheinlichste, daß der Name von dem slovakischen Gorava oder Horava waldig)
herstammt, aus dem sich die Form „Orava" ergibt. So mag die jetzige slovakische
Benennung des Comitats entstanden sein, von der das magyarische „Ärva" herkommt.
Läßt man diese Erklärung gelten, so drängt sich auch die Annahme auf, daß der Name
der Waldgegend weiter auf den sie durchziehenden Flnß und schließlich auf die Burg Ärva
übergegangen sei, und es erscheint auch der weitere Schluß gerechtfertigt, daß die ersten
Ansiedler des Comitats Slovakeu gewesen. Die Bevölkerung, nach der letzten Zählung
84.820 Seelen, gehört noch jetzt fast ausschließlich der slovakischen Zunge an. Die
Ansiedler von erweislichermaßen deutschem und walachischem Ursprünge haben ihre
Nationalität längst eingebüßt, das magyarische Element aber, das sich lediglich auf die
Intelligenz beschränkt, ist verschwindend gering. Die Slovaken selbst lassen den beiden
Gegenden des Comitats entsprechend zwei Hauptgrnppen erkennen. Die Bewohner der
Bezirke Nämeßto und Trßtena zeigen sich stammes- und sprachverwandt mit den Polen
im nachbarlichen Galizien; die der unteren Gegend aber, in den Bezirken Alsö-Kubin
und Bär, sind augenscheinlich angesiedelte Slovaken aus den Nachbarcomitateu Liptan
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch