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Zugbrücken sind fast spurlos verschwunden. Dagegen hat die gewaltige Rundbastei, die den
südöstlichen Theil unter der Burg umzieht, der Zeit getrotzt. Diese mit einer Brustwehr
umgebene Bastion gleicht einem geräumigen Hof und enthält ein aus Haustein gebautes
Nenaissanee-Gloriett; neuerdings wurde sie durch Asphaltpflaster noch haltbarer gemacht.
Von der Felszinne der Burg öffnet sich eine herrliche Aussicht auf das nordwärts
mündende, mit düsterem Tann bewachsene Raesovaer Thal und auf die blau umnebelten
Berggruppen der Hohen Tatra.
Die älteste Quelle, aus der wir von der Burg erfahren, liegt nicht weiter zurück,
als in der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts. Damals befand sich Ärva im Besitz der
Söhne des Gespans Detre (Dietrich): Peter, Ottonch und Mikou, Vorfahren der Familie
Balafsa. Von ihnen löste Bela IV. 1267 die Grenzbnrg zurück, die dann bis zu Beginn
des XIV. Jahrhunderts unter königlichen Burghauptleuten stand. Im Bürgerkriege, der
dem Anssterben der Ärpaden folgte, wurde Ärva wieder Privatbesitz, jedoch nur für kurze
Zeit, denn Karl Robert schenkte die Burg seinem geliebten Getreuen, dem aus dem
Feldzuge gegen den walachischen Wojwoden Bazarad bekannten Magister Danch
oder Dominik, Obergespan von Sohl und Liptan, löste sie aber schon um 1320
wieder zurück nnd setzte neuerdings königliche Burghauptleute ein. Die Besiedelung des
Comitats begann unter Ludwig dem Großen. Das Amt der Burghauptleute war damals
von Männern mit großem Namen bekleidet, wie Hippolyt, Kameralgras von Kremnitz,
Palatin Leustach Jlsvay und anderen. Später besaßen die Burg und bekleideten die Ober-
gespanswürde Herzog Ladislaus von Oppeln nnd Palatin Nikolaus Garai, allein beide nur
kurze Zeit, denn schon unter König Sigismuud ist Stibor «Herr der ganzen Waag", auch
Herr der Burg, bis sie 1434, nach dem Aussterben der Stibor, an die Krone zurückfällt.
Der Kriegslärm, der um diese Zeit das Land erfüllte, drang nicht bis ins Ärvaer Comitat.
Die Ansiedlnngen entwickelten sich da ruhig fort. Eine Zeit lang vermochten die Burg-
herren Ärva sogar gegen die wiederholten Einfälle der Hnssiten zu beschirmen; dagegen
ging es über ihre Kräfte, auch den mit den Hussiten um die Wette hausenden polnischen
nnd böhmischen Rittern zu wehren, daß sie ihre Abenteuerzüge bis hieher ausdehnten. In
Ärva setzte sich Peter Komorowski, Herr von Zivjec im benachbarten Galizien, fest nnd
nsurpirte sogar die Obergespanswürde, bis schließlich Matthias dem ganzen böhmisch-
polnischen Unwesen ein Ende machte. Matthias verlieh die Burg dem Johann Corvin.
Damals geschah es, dass Matthias seinen in Ungnade gefallenen Kanzler, den Erzbischof
von Kalocsa, Peter Värday, zn lebenslänglichem Kerker vernrtheilte und auf der Burg
Ärva einschloß. ,^rva luisti eris et in ^rva mvi-ierig." (^rva bedeutet auf
ungarisch „verwaist".) Mit diesen Worten soll der große König ihm das harte Urtheil
verkündet haben. Doch ging seine Vorhersagung nicht in Erfüllung, denn nach dem Tode
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch