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rechtzeitiger Flucht verholseu, in die Burg Ärva ein, um da den letzten Streich zu erwarten,
oder auch den Tod, dem der invalide, kränkliche Mann ohnehin nahe war. Gegen Ende
November 1670 umschloß Heister die Burg, Anfang Dezember starb Thököly eines
natürlichen Todes, dann löste sich die Disciplin der Besatzung und die verwaisten Töchter
Thökölys übergaben den Platz, mit dem anch der Schatz Thökölys, Millionen an Werth,
erbeutet wurde.
Zwei Jahre später stand Oberungaru wieder in Flammen. Damals geschah es, daß
hinter dem Rücken der Unzufriedenen ein slovakischer Jnsnrgentensührer, namens Kaspar
Pika, in Ärva einbrach, die Burg besetzte und alsbald das ganze Comitat zum Aufruhr
brachte. Daraufhin sandte König Leopold den General Spork herein, der Ärva alsbald in
seine Gewalt bekam und den Pika gransam hinrichten ließ. Einige Jahre später (1678),
als der erst 21jährige Emerich Thököly, Anführer der Knrnczen, die siegreichen Fahnen
des Aufstandes bis hieher trug, öffneten sich auch die Thore der Burg ihrem jugendlichen
Herrn, der acht Jahre früher hier als Knabe Abschied genommen vom sterbenden Vater.
Allein schon 1683 erschien, zum Eutsatze Wiens eilend, der Polenkönig Johann Sobiesky
und seine Schaaren besetzten auch Burg Ärva, die dann ununterbrochen in König Leopolds
Hand verblieb, bis Franz Naköczy II. im Herbst 1703 sie nebst anderen Burgen des
Oberlandes durch Belagerung nahm. Fünf Jahre hindurch war die Burg ein wichtiger
Stützpunkt für die kriegerischen Operationen des mit Polen in ständigem Einvernehmen
stehenden Fürsten, auch diente sie seinen Parteigängern in der Bedräuguiß häufig als
Zufluchtsort. Allein nach dem unglücklichen Treffen bei Trentschin wandte sich das Blatt
wieder. Die Truppen König Josefs I. trugen im Oberlande immer mehr Vortheile davon
und nahmen im April 1709 auch Ärva ein. Seitdem hat kein Belagerer mehr seine Kraft
an den mächtigen Wällen erprobt. Allein, was kein Belagerer vermocht, das geschah dnrch
die Feuersbrunst, die im Jahre 1800 die ganze Burg einäscherte. Seitdem ist sie blos eine
in gutem Stand erhaltene Rnine.
Burg Ärva und das ihm zu Füßen liegende Dörfchen Ärva-Vära l ja liegen an
dem Punkte, wo der von Osten kommende Ärvaflnß am Fuße des felfigeu Burgberges
beinahe in rechtem Winkel nach Süden, in der Richtung ans den Kicsaraberg abbiegt,
hier aber au einen Conglomeratfelfen prallt und mit scharfer Wendung wieder nach
Westen ablenkt. Die nämliche Richtung schlägt hier auch die Landstraße ein, die an der
nördlichen Ecke des Dorfes den auch in geologischer Hinsicht sehr interessanten, an
Ammoniten der Juraperiode reichen Bnrgselsen umzieht uud dauu über einen Sattel in
das Ärvathal führt.
Zwei Kilometer östlich von Ärva-Väralja liegt das Dörfchen Alsö-Lehota (Lehotka)
nnd weiterhin längs der Landstraße Felsö-Lehota, das einst zur Ärvaer Herrschaft
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch