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Krosno die größten galizischen Erdölbergwerke, wie Böbrka, Wietrzno, Röwne, Potok,
W?glöwka u. v. a.
Wir passiren die amnnthig zwischen Gärten und drei Flüssen (Wistoka, Jasiötka
und Ropa) gelegene Stadt Jas lo , dann eine der ältesten Ortschaften in Galizien, den
Marktflecken Bieez, der bereits im Jahre 1294 vom König Wenzel dem Krakauer Dom-
kapitel geschenkt wurde, und gelangen endlich nach Ströze, wo die Tarnöw-Lelnchöwer
Linie die Transversalbahn kreuzt. Parallel mit der ersten Linie steigt unsere Bahn hinter
Gryböw in steilen Serpentinen einen Bergkamin hinans, um bald darauf in das pracht-
volle Thal des vereinigten Dnnajec-Popradflusses hinabzugleiten.
Das fruchtbare, fast von allen Seiten von Bergen umschlossene Thal mit den beiden
mächtigen Flüssen Dnnajec und Poprad , mit der wunderbaren Aussicht auf die
kühnen Formen der Pieninen nnd das imposante Tatragebirge breitet sich vor unseren
Augen in seiner ganzen Pracht aus. Zwei Nachbarstädte, deren Ursprung sich im grauen
Alterthum verliert, Neu- und Alt-Sandec, erheben sich in der Mitte des Thales aus dem
Grün der Gärten. Wir befinden uns auf dem griechisch-römischen Handelswege nach der Ostsee
und blicken ans die Städte, die bereits in der frühesten Geschichte Polens eine große Rolle
spielten! Die unscheinbare Ruine am Dnnajecflnsse war einst ein mächtiges Schloß, in
dessen Mauern viele polnische Könige ihren Lieblingsaufenthalt hatten und gar mancher
von den Herrschern der Nachbarländer gastlich empfangen wurde.
Die beiden früher erwähnten Eisenbahnlinien trennen sich bei Nen-Sandee, die
Transversalbahn schlägt die westliche Richtung ein, während die Tarnöw-Lelnchöwer
Linie sich längs des Popradflusses südlich nach der ungarischen Grenze wendet.
Das Poprad tha l bildet das interessante Bild eines tektonischen Querthales.
Bekanntlich nimmt der Popradfluß seinen Ursprung in Ungarn am südlichen AbHange der
Karpathen, somit sollte er auch in das Gebiet der Donau gehören, die ihm am nächsten
steht. Er nimmt jedoch seinen Lauf gegen Norden, durchschneidet zahlreiche Gebirgsketten
nnd gelangt auf diesem mühsamen und langen Wege in das Gebiet der Weichsel, respeetive
der Ostsee. Nicht minder interessant ist das Thal auch in landschaftlicher Beziehung. Die
Gehänge sind steil, felsig, znm Theil bewaldet und stellenweise niit alten Ruinen gekrönt.
Der krystallhelle, reißende Fluß setzt seine meißelnde und nagende Thätigkeit noch hente
fort und jagt im wilden Laufe tosend und brausend gegen Norden.
Weiter südlich führt die Bahn nach den berühmten BädernZegiestöw und Kryuica,
wir verlassen jedoch in Alt-Sandec sowohl die Bahn als anch den Popradsluß und setzen
unsere Reise in südwestlicher Richtung zu Wagen im Thale des Dnnajec fort. Bald hinter
dem Städtchen Krosno gewahren wir ein neues, uns bis jetzt unbekanntes landschaftliches
Element. Mitten ans den sanften, mit üppiger Vegetation bedeckten Bergzügen des
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch