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nur 481 Meter über dem Meeresspiegel, somit beträgt der ganze relative Unterschied
keine 300 Meter.
In der Nähe des Kosciuszkohügels befindet sich in Wola jnstowska ein fürstlich
Czartoryski'scher Palast mit einem schönen, auch für das Publikum zugänglichen Park; wir
begeben uns jedoch südwestlich nach Bielany, wo das imposante, von einem herrlichen
Walde umgebene Kamaldnlenserkloster von der Höhe der jurassischen Felsen die ganze
Gegend beherrscht. Die Lage des Klosters ist reizend, und es wäre wirklich nicht leicht, einen
größeren Gegensatz zu finden als die ascetischen, weltentrückten Mönche, die die Nächte
in ihren Särgen zubringen, und sich gegenseitig mit .meinento mori- begrüßen, ans dem
herrlichen Hintergrunde des lebensvollen, lachenden Weichselthales.
Einige Kilometer weiter westlich gelangen wir bei der Ortschaft Piekary in ein
sehr malerisches Felsenthor, durch das die Weichsel sich ihren Weg bahnt. Auf dem rechten
Flußufer erhebt sich aus den Fluten ein steiler, schroffer, jurassischer Kalkfels, gekrönt mit
der Rnine des noch von Bvleslaus dem Tapferen gegründeten Benedietinerklosters, von
dem nur die im XV. Jahrhundert restanrirte Kirche und die äußere Umfassungsmauer sich
erhalten haben. Ähnliche Felsen erblickt mau auch auf dem linken Flnßnfer nnd es hat den
Anschein, als ob dieser gewaltige Durchbruch durch die erodireude Kraft der Weichsel gebildet
worden wäre. Bei näherem Studium erweist sich jedoch diese Voraussetzung falsch; denn wir
finden überall in den Klüften nnd an den Felswänden bis zum Niveau des Weichselflusses
Ablagerungen des mivcäneu Meeres, die somit den besten Beweis liefern, daß dieses Thal
mit dem Felsenthore bereits vor Eintritt des miocänen Meeres existirte.
Nördlich davon kommen wir über Liszki nach Mniköw, dem beliebten Sommer-
aufenthaltsorte der Krakauer, vor Allem aber der Künstler, die in der reizenden Umgebung
genng Anregung für schöne Landschaftsbilder finden. Die jurassischen Kalke bilden in einem
Nachbarthale zahlreiche malerische riffähnliche Felsen, deren Höhlen interessante diluviale
Säugethierreste bergen.
Ähnliche Felsen findet man auch weiter nördlich auf dem Wege nach der Eisenbahn-
station Zabierzöw längs des Rudawkabaches. Unsere Aufmerksamkeit nimmt vor allem
Anderen der sogenannte „Kmita-Fels" in Anspruch, da nach der Volkstradition und nach
der gereimten, auf dem Felsen angebrachten Inschrift hier der tapfere Ritter Stanislaus
Kmita aus Liebesgram durch einen Sturz in die Tiefe den freiwilligen Tod fand.
Noch weiter westlich kommen wir bei Frywald und Zalas in das Gebiet der
Melaphyre und bei Alwernia in das der Porphyre, die da ganze Hügel nnd Felsen
bilden. In der Nähe des letztgenannten freundlichen Marktfleckens, der zum größeren Theil
auf der Porphyrlava aufgebaut ist, befindet sich die Ortschaft Regnlice. Die reichen
Quellen, die hier als Abfluß eines großen, unterirdischen, triadischen Wasserbeckens zu
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch