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Tage treten, sind dazu auserkoren, die Stadt Krakau mit Trinkwasser zu versorgen. Nördlich
davon gelangen wir in das bereits erwähnte Krzeszowicec Senkungsgebiet.
Durch einen ausgedehnten waldigen Sumpf, die sogenannte Dulower Wildniß,
erreichen wir die anmuthige Gegend von Krzeszowice. Zu unserer Rechten erhebt sich
der südliche jurassische Rand des Senkungsgebietes und hinter demselben gewahren wir bei
Tenezynek eine bewaldete Melaphyrknppe, deren Gipfel mit einer malerischen Schloßruine
gekrönt ist. Vorüber an der Eisenbahnstation und dem schönen gräflich Potocki'schen Schloß
und Park begeben wir uns in das nördliche Gebiet, das die südliche Fortsetzung des
polnischen Gebirges bildet.
Nach den großartigen Ansichten des Hochgebirges und der podolischen Platte kommt
uns die Gegend von Krakau als ein schönes und herziges Liliputenländchen vor. Sämmtliche
Thäler, die in meridionaler Richtung das von uns betretene Gebiet durchschneiden, sind
kaum einige Kilometer lang, ihre Uferwände sind nichts weniger als hoch, wie denn
überhaupt in diesem Abschnitt der Niveau-Unterschied zwischen dem höchsten und dem tiefsten
Punkte keine 200 Meter beträgt; es gibt hier keine einzige Stelle, die uns durch die
Großartigkeit ihrer Natur impouiren würde und doch wandern wir hier mit wahrem
Entzücken.
Das erste Thal, das wir nun betreten, ist die vielbesuchte Czernka-Eliaszowka.
Nachdem wir die letzten Häuser von Krzeszowice hinter uns gelassen haben, kommen wir in
eine reizende kühle Schlucht. Zu unserer Rechten bildet der Kohlenkalk malerische Fels-
wände, während das linke, weniger steile Gehänge von einem schönen Laubwald bedeckt
wird. Mitten in diesem Walde erscheint plötzlich hoch oben über der Schlucht das höchst
romantisch gelegene, im Barockstil erbaute Kloster Czerna. Westlich von dem Kloster beginnen
die Bildungen des triassischen Wellenkalkes, der in diesem Gebiete die Stelle der jurassischen
Felsenkalke der nächsten Umgebung von Krakau vertritt lind überall die jüngeren Trias-
bildungen mit einem Saum von gezackten und zerrissenen, höchst bizarr geformten Felsen
umgibt. Einige Kilometer weiter nördlich bildet er an der russischen Grenze ein interessantes
Felsenthor, durch das der Ezerukabach das Krakauer Gebiet betritt.
Eine halbe Meile östlich liegen in Dxbnik die großen Steinbrüche des schwarzen
devonischen Marmors, der das Material zu den schönsten Monumenten und Königsgrüften
in der Kathedrale am Wawel lieferte, und einige Kilometer westlich ist bei Mixkinia die
große Porphyrplatte in riesigen Steinbrüchen ausgeschlossen. Gleich bei dem Kloster Czerna
beginnt auch das Gebiet der erzführenden Dolomite, die Zink-, Blei- und Eisenerze
enthalten.
Das Thal, in dem wir uns befinden, bildet auch die Grenze des Krakauer Stein-
kohlenbeckens. Die Gegend des Hanptvvrkommens der produktiven Steinkohle zwischen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch