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hat man an den Pferdeskeletten verzierte, vergoldete oder versilberte Knpserplatten gefunden,
welche sehr ähnliche plump gezeichnete phantastische Thiergestalten vorstellen. Zwischen den
Thierdarstellungen der erwähnten Knrgane nnd jenen des Michatkower Goldschatzes besteht
der Hauptunterschied darin, daß hier die Außenseite mit den erwähnten Rosetten nnd Knöpfen
bedeckt, die Kehrseite mit einer Nadel versehen ist, während die Objecte aus den Knrganen
mit solchen Rosetten nicht verziert sind und an dem Pferdegeschirr vermittelst eines an der
Kehrseite angebrachten Öhres befestigt waren.
Nach dem Gesagten kann man vermuthen, daß die Denkmäler der ersten Gruppe des
Goldschatzes vou Michatköw verhältnißmäßig älter sind und wahrscheinlich außerhalb
Galiziens in der Donaugegend (wo man ähnliche Erzeugnisse entdeckt hat) in pannonischer
Abart des I^a I'eae-Stils verfertigt und von dort vielleicht durch das keltische Volk der
Bastarnen nach Galizien gebracht worden sind. Die Denkmäler der zweiten Gruppe, das heißt
die Fibclplattcn mit Thierdarstellnngen nnd vielleicht auch jenes stillose Gefäß in Gestalt
einer Schale wurden wahrscheinlich verhältnißmäßig später bereits in der Dniester-Gegend
Galiziens nach dem Zusammentreffen mit den skythisch-sarmatischen Völkern, an welche die
Bastarnen unmittelbar in Osten grenzten, hergestellt. Ans der flachen Gestalt dieser Thier-
sibeln, den großen Dimensionen, der paarweisen Znsammenstellung und der Analogie in
den skythisch-sarmatischen Knrganen kann man vermuthen, daß sie auch zur Verzierung des
Pferdegeschirrs und nicht des menschlichen Gewandes dienen sollten.
Wir sehen demnach, daß im Goldfunde von Michatköw Gegenstände zum männlichen
und weiblichen Cvstüm, sowie zum Pferdegeschirr sich befiudeu.
Römische Periode. Seit der Zeit der Unterwerfung Pannoniens durch die Römer
zu Anfang der christlichen Ära näherten sich die Cultur und die Grenzen des römischen
Weltreiches immer mehr den Karpathen, bis endlich im Jahre 106 n. Chr. nach der
definitiven Eroberung Daeiens dnrch Kaiser Trajan und der Einrichtung dieser Provinz,
welche das heutige Siebenbürgen, Rumänien, Bukowina und einen Landstrich Galiziens
bis zum Pruth und der Mündung des Zbrncz in den Dniestr umfaßte, die römische
Staatsgrenze zum Theile die Karpathen überschritt. Die römische Cultur kam so in
unmittelbare Berührung mit dem Gebiete des heutigen Galiziens und konnte auf dieses
unmittelbaren Einfluß üben, bis auf Kaiser Aurelian, der, ermüdet durch die langen Kämpfe
mit den Geten, Daken nnd anderen von Osten und Nord-Osteu eindringenden Völkern
(274 n. Chr.), Dacien räumte und die Staatsgrenze wieder an die Donau verlegte.
Während der Zeit ihrer Herrschaft in Dacien (im II. und III. Jahrhundert n. Chr.)
mnßtrn die Römer, uach den vorhandenen Denkmälern zu schließen, ziemlich regen Verkehr
mit den diesseits der Karpathen gelegenen Gebieten, besonders mit der in nächster Nähe
der Staatsgrenze gelegenen Gegend am Dniestr nnd Pruth gepflogen haben. In Horodniea
Galizien. 9
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch