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(Kämmerer, Truchseß, Schwertträger u. s. w.), wurden aber zu Laudesämtern umgestaltet.
Dagegen entstand ein neuer königlicher Hof, welcher den Mittelpunkt der in der Gründung
begriffenen Ceutralverwaltung bildete. Von den Gebieten der alten Piastenmonarchie
lagen Schlesien, Mazowien und ein Theil von Kujawieu außerhalb des Königreiches. Die
Fürsten dieser Gebiete, der Einheitsidee abhold, erblickten im bloßen Bestehen des König-
thums eine Gefahr für ihre Stellung und schlössen sich den Feinden desselben, Johann
von Böhmen und dem Deutschen Orden, an.
Der Verlust Pommerellens war für den neuen Staat sowohl in politischer als anch
in volkswirtschaftlicher Beziehung ein harter Schlag. Ohne Zutritt zum Meere, ohne die
Weichselmündungeu schien Polen aller Mittel beraubt, sich zu einem kräftigen Staatswesen
zu entfalten. So betrachtete auch der Stifter des Königreiches die Wiedererwerbung
Pommerelleus als feine Lebensaufgabe. Vergebens suchte er dieses Ziel durch den Proceß
zu erreichen, den er gegen den Deutschen Orden vor dem päpstlichen Stuhl führte; dem
güust gen Urtheil, durch das ihm der Besitz des entrisseneu Gebietes zugesprochen wurde,
mußte erst durch die Waffen Geltung erkämpft werden. Der mächtige, reiche Orden, der in
seinen zahlreichen Häusern in Deutschland eine so ergiebige Quelle der Erneuerung seiner
Kräfte besaß, war Polen weit überlegen. Vier Jahre (1328 bis 1332) wüthete in den
Nachbarländern der furchtbare Krieg, in welchem die Grenzen des Ordensstaates durch
die Eroberung Knjawiens weit in die polnischen Länder vorgeschoben wnrden. Mitten in
den Rüstungen zur Fortsetzung des Krieges starb König Wtadystaw am 2. März 1333.
Der Streit mit dem Orden wurde unter Kazimir dem Großen (1333 bis 1370)
friedlich beigelegt. Der junge König erkannte richtig die Absichten des Ordens, der durch
die Erwerbung polnischer Grenzländer für seinen Besitz an der Ostsee festen Halt zu
gewinnen suchte. Dem gewaltigen Feinde, welcher mit den Lnxenbnrgern und den mazowi-
schen Fürsten im Bündniß stand, war Polen in seinem damaligen Zustande nicht
gewachsen; die Fortsetzung des Krieges bedrohte den Bestand des jungen Königreiches. So
war es die erste Sorge Kazimirs, den weiteren Eroberungen des Ordens Schranken zu
setzen und wenigstens das Grenzland wiederzugewinnen, welches Polen in dem letzten
Kriege verloren hatte. Es gelang ihm zuerst sich mit den Luxemburgern auseinanderzusetzen,
nachdem er sie mittelst eines feinen diplomatischen Spieles durch seine Beziehungen zu den
Wittelsbachern eingeschüchtert hatte. In dem Frieden, der 1343 mit dem Orden geschlossen
wurde, verzichtete Kazimir auf Pommerellen, erwirkte aber die Rückgabe Kujawieus uud
gewauu die Möglichkeit, seine Kräfte nach einer anderen Richtung zu entfalten, wo er für
die im Westen erlittenen Verluste reichlichen Ersatz zu finden hoffte.
Es eröffneten sich nämlich an den südöstlichen Grenzen Polens weite Aussichten
auf Erwerbungen, in deren Erhaltung und Ausdehnung Kazimir der Große seine Lebens-
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch