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wurde bald das tonangebende im Reiche, die rnthenische Schrift und Sprache kam im
öffentlichen uud Privatleben, bei den höheren Ständen und am fürstlichen Hofe in
allgemeinen Gebrauch, so daß die lithauischen Herrscher fast für rnthenische gelten konnten.
Es entstand somit in diesem Reiche für die Fürsten von Haliez uud Wladimir ein mächtiger
Nebenbuhler, welcher ihueu den ersten Rang innerhalb der rnthenischenLänder abzugewinnen
im Begriff war. Auch im Weste« und Süden entstanden ihnen neue Gefahren. Polen unter
Wladislans Lokietek und Ungarn nnter der neuen Dynastie der Anjou erhoben sich zu
neuem Leben und die verjüngte Kraft der beiden Reiche machte sich durch einen größeren
Druck als sonst bei den Nachbarn fühlbar. Endlich lastete auf Haliez und Wladimir das
Joch der Tataren, die schwere
Abgaben forderten und jede freie
Bewegung mit gewaltiger Haud
niederhielten.
So eingeengt nnd bedroht
scheinen die beiden letzten
Romanowiezeu, Andreas nnd
Lew, eine umsichtige und weit-
blickende Politik befolgt zu
habe«, iudem sie mit den west-
lichen Nachbarn geflissentlich
Freundschaft pflegten. Be-
sonders sind die folgenreichen
Heiratsbündnisse, die sie ver-
anlaßten,bemerkenswerth. Ihre
Schwester Maria wurde mit
Troyden, dem Herzog von Mazovieu, vermählt und der aus dieser Ehe geborene Sohn
Boleslaw zu ihrem Nachfolger in Haliez und Wladimir bestimmt. Eine andere Prinzessin
dieses Hauses, Busza, heiratete Lubart-Demetrius, eiueu Sohn Gedymins von Lithauen.
Da später jener Bolestaw eine Tochter Gedymins, Euphemia, zur Frau nahm, deren
Schwester, Aldoua-Anna, Gattin des polnischen Thronerben und späteren Königs Kazimir
des Großeu war, so wurdeu die ersten Bande angeknüpft, welche in der Folge zu einer
dauernden Vereinigung der drei Völker, Lithauens, Rutheniens und Polens, zu einem
gemeinsamen Staatsleben führten. Dagegen scheinen Andreas und Lew ihre ganze Kraft
gegen die Tataren verwendet zu habeu, mit denen sie langwierige Kriege geführt haben
müssen, da der polnische König Wladislans sie „seinen unbezwingbaren Schild gegeu
das grausame Volk der Tataren" nannte. Im Kampfe mit deu Tataren fanden auch die
Siegel des Herzogs Lew II. von Ruthenien, Galizien und Lodomerien (1Z16),
Rückseite.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch