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Der Schädel der Frauen ist im Vergleich zu dein der Männer bei den Polinnen
nnd Rutheuiuneu um 5 bis k Millimeter kürzer uud um l» bis 7 Millimeter schmäler.
Bei deu Juden jedoch erreicht dieser Unterschied in der Länge 8, in der Breite 9 Milli-
meter. Daher ist, wie gewöhnlich, der Schädel der Frauen im Allgemeinen kleiner als
jener der Männer. Unter den Polinnen haben die Lachensraueu im Vergleich zu den
Goralinneu eiueu um ein Weniges, höchstens 2 Millimeter längeren und breiteren Kopf.
Unter den Rntheninnen ist der Typus der Ruudköpfe um 12 Procent seltener als bei den
Rnthenen.
Der größte Unterschied der Geschlechter, was den Schädeltypus anbelangt, zeigt sich
bei den Inden. Hier trifft man nämlich den Typus des Langkopfes zweimal so oft bei den
Franen au als bei deu Männern, im Übrigen jedoch tritt jeder Schädeltypus unter ihnen
in ziemlich bedeutendem Procentsatz auf, so daß es schwer zu bestimmen ist, in welchen von
ihnen sie eigentlich einzureihen wären. Was die Form der Stirne und des Hinterkopfes
anlangt, so tritt der Unterschied der Geschlechter nnr bei den Rnthenen etwas dcntlicher
hervor; hier nämlich kommt bei den Frauen die schmale Stirne zweimal, der schmale
Hinterkopf dreimal so häufig vor als bei den Männern. Das Gesicht ist bei den Polinnen im
Durchschnitt um 13 Millimeter, bei den Jüdinnen um 10 Millimeter, bei den Rntheninnen
aber kaum um 2 Millimeter kürzer als das der Männer. Die Breite desselben ist im
Durchschnitt um je 7 bis 9 Millimeter geringer als die bei den Männern der betreffenden
Nationalität.
Beurtheilt man die physischen Eigenthümlichkeiten des galizischcn Volkes nicht
sowohl uach den genauen Berechnungen der durchgeführten Messungen als nach dem
Haupteindruck, den man durch den Augenschein erhält, so kann mau sagen, daß der
Körperbau sowohl der Polen als der Rnthenen in seinem mittleren — bei den Rnthenen
etwas höheren — Maße wohlproportionirt, bei den Bewohnern der Ebene im Vergleich mit
den Goralen und nmsomehr mit den Juden breitschulterig, ihre Muskulatur kräftig, ihre
Arbeitskraft ausdauernd ist, sowie daß ihre Bewegungen bei deu Lachen, namentlich jenen
ans der Krakauer Gegend, lebhaft, bei den Rnthenen langsamer, bei den Goralen besonders
behende sind. Ihr Gesicht ist oft mit einem meist herabhängenden Schnnrbart geziert,
immer aber im Gegensatz zn den Inden ohne Bollbart. Im Allgemeinen ist es angenehm,
was das Geschlecht anbelangt, jedoch öfter bei den Männern als bei den Frauen schön
zu nennen. Dies trifft ganz besonders die Goralinnen, deren überwiegende Mehrzahl vom
Ideal der Schönheit bedeutend abweicht, was neben den zumeist schönen Gesichtern der
Goralen umsomehr ins Ange fällt.
Der hier gegebene Umriß der äußeren Beschaffenheit der galizischen Bevölkerung
schließt auch auffallende, wenn auch glücklicherweise sehr seltene Ausnahmen ein.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch