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wunderthätig berühmt wurden. Da war nun ein Bergmann aus Wieliezka (wie die Sage
erzählt, auf welche sich Stachiewicz's Gemälde bezieht), der, so oft er nach Krakau kam, vor
dem Bilde des Erbarmers inbrünstig zu beten, eine Kerze zu kaufen Pflegte, die er davor
anzündete und Brod als Almosen unter die Armen vertheilte. Eines Tages wnrde der
Bergmann in seinem Schachte verschiUtet, und zwar so, daß man ihn als verloren
betrachtete und sich nicht einmal bemühte, ihn gleich ans Tageslicht zu fördern. Allein die
Gattin des Unglücklichen verlor den Muth nicht. Sie ging oft nach Krakau, betete vor
dem Bilde des barmherzigen Jesus, kaufte Kerzen und gab Almosen, genau so, wie ihr
Mann dies gethan hatte. Und ihre Hoffnung betrog sie nicht. Nach einem Jahre wurde
der Bergmann ausgegraben; er war aber gesund und heil geblieben, wie dies Zeugeu-
schasten bekräftigten. Er selbst aber, darüber befragt, auf welche Weise er hatte weiterleben
können, gestand, daß ihm der Christus aus der Katharinenkirche täglich erschienen sei und
ihm täglich einen Laib Brod gespendet habe. Dieses Ereigniß hat sich vor sehr langer
Zeit zugetragen, allein die Erinnerung daran hat sich in der Familientradition des
Geretteten erhalten, welche Familie seit jener Zeit bis nahezu auf den heutigen Tag vor
dem wunderthätigen Bilde des barmherzigen Jesus gebetet, Kerzen angezündet und Brod als
Almosen vertheilt hat. Zur Aufklärung des Zusammenhanges zwischen der Katharinen-
kirche und den Bergleuten von Wieliczka, welches ziemlich weit von Krakau entfernt ist,
müssen wir hinzufügen, daß einer aus der Familie Bouar sich zur Zeit König Sigismund
des Alten (1506 bis 1548) für alle Zeiten in der vaterländischen Geschichte Polens
dadurch ausgezeichnet hat, daß er das Finanzwesen des Landes ordnete und die Berg-
werke von Wieliczka zur vollen Blüte brachte, wo es bis heute noch Schachte gibt,
welche den Namen Bonarschacht führen. Das mußte wieder den Bergleuten von Wieliczka
die um ihrer Wunderthätigkeit willen berühmten Gemälde des seligen Jesaias Bonar in
der Katharinenkirche lebhaft in Erinnerung bringen.
Die historischen Sagen beziehen sich zumeist auf die Anfänge des Volkes. Das
polnische Volk war ehemals aus einigen Stämmen zusammengesetzt, welche den gemein-
samen Namen der Lechiten führten. Diese Benennung gerieth seit der Zeit in Ver-
gessenheit, als jener Theil der Lechiten, welche in den Gegenden von Gnesen und Posen
wohnten und sich die Polanen nannten, die Oberhand über die übrigen Stämme
gewann und seinen Namen dem ganzen Volksstamm aufdrückte. Die Sage erzählt, daß
König Lech der Urvater des polnischen Volkes war. Dieser kam zu einer nicht näher
bekannten Zeit mit seinem Volke in die Ufergebiete der Warthe, wo es damals noch
große Wälder gab. In einem dieser Wälder fand er und sein Rittergefolge ein Nest
weißer Adler und nahm dies seiner Seltenheit wegen als ein gutes Omen an. Hier wo er
das Nest (polnisch Kniu^ckc») gefunden hatte, ließ er sich eine Residenz bauen; vom Worte
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch