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nicht aufkommen. Die Gebirgsgegenden hingegen wurden später colonisirt, die Bewohner
beider Stämme waren nicht so lange miteinander in Berührung und so konnte der polnische
Dialect hier seine Eigenthümlichkeiten bewahren.
Alle Idiome Westgaliziens gehören zu der mazurischen Gruppe, in welcher S, 5,
,IS, e als s, 2, «Zx, e ausgesprochen werden (im Gegensatze zum Großpolnischen und
Kujawischen). Von der polnischen Schriftsprache unterscheiden sich weiter die galizischen,
wie auch anderen Volksmundarten, durch lautliche und morphologische Merkmale, von
denen einige als Archaismen aufgefaßt werden müssen. So haben sie das verengte ä (bis
auf die erwähnte Ausnahme) bewahrt, ferner u in den Ausdrücken lutose, lutovac sie
(statt litose zc.). Weiter? (i) in den Ausdrücken sxr (statt ser), stz?r^ (statt cxter?), selcira,
sekvra (siekiera) und auch i (7) in den Worten s^rolci (statt sxerolci), sirota (statt
sierota). Der Reflex des Halbvocals ?> (ü) zeigt sich häufiger in Präpositionalansdrücken:
ve vocixe, ve vo^sku, xe XäkopaneFo. Bei den Mascnlinis mit dem o-Stamme wird
im Genetiv Sing, häufiger noch das alte a gebraucht, als in der Schriftsprache: ckvora,
Iclästora, lasa, inosw n. s. w. Der Genetiv Sing, der weiblichen Substantivs auf -ja hat
e: stuckne, pseniee u. s. w. (gem. poln, stuclni, psxeniez?). Es hat sich auch in vielen
Mundarten der Aorist, d^Ic erhalten (in der Schriftsprache ^gem. poln.^ durch kvm
ersetzt, z. B. pisat dvin) und als eine Anlehnung an den Aorist müssen auch die volks-
tümlichen Formen, wie inöviteeli (statt inövitem für niovit jesin), pobnckxiteek, sogar
(ich bin) u. s. w. aufgefaßt werden. Die Iterativ«, welche im Altpolnischen auf
-avae ausgingen, haben in der Volkssprache -ovae statt der Schriftsprache, also
altpolnisch Icaxavae, volksthümlich Icaxovac, nach der Schriftsprache
Es wird auch das anlautende e, a dadurch gemieden, daß man ein oder Ii vorsetzt
und das 0 wird als "0 ausgesprochen. ^ geht in e^ über: äe '^, «Ze^ 'ce; die Gruppe
Ict wird häufig als ekt gesprochen und in allen Mundarten Westgaliziens sagt man vel^i
(statt vellci, geschrieben: vvielici). geht dagegen in der Gruppe sc gewöhnlich verloren:
pi'ys (statt prx^se, ttys (statt trx^se), kos (kose), wie auch t nach Consonanten im
Part, praet. act. II.: nös, vöck, pldt, pölc n. s. w. In vielen Mundarten wurde auch
silbenauslautendes n in ^ verwandelt, wobei auch noch der vorhergehende Vocal nafalirt
werden konnte: KH oder Icy,j statt Icon. Mitunter entwickelt sich dabei ein parasitisches^:
kyM. Man spricht pies statt piesn n. s. w. Umgekehrt konnte ot, tzt, zu on, on, eng,
ena werden: vöon, vxena (statt wxi^t, wxitzla), plvnan n. s. w. Aus dem Bereiche der
Formen wäre Leres, kere statt dieses?, dierxe anzuführen, welches iin Anschlüsse an
die erste Person Sing, und dritte Person Plnralis kertz, Kery (in der Schriftsprache
kiortz, dior^) gebildet ist. Auch die erste Person Plnralis deckeinv (statt declxiemv),
kiereinv (statt kierxem^), Fnetemv (statt Kniecieinv), nesem^ (statt niesiem;'), vi<Ixemx
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch