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auf unglasirten: Untergrunde versehen sind. Im Allgemeinen herrscht in Bezug auf Thon-
erzeugnisse eine ungewöhnliche Mannigfaltigkeit sowohl in der Form der Gefäße als in
der Glasur und Ornamentik. Auch bei dieser Gruppe unserer Hausindustrie zeigt sich sehr
deutlich der Einfluß aus Osten, z. B. in der Form der Krüge, in der Ornamentik der
Thongefäße, in den Farben. Auch diese Gruppe ist sehr reich an interessanten
Einzelnheiten. Wir können nur die wichtigsten charakteristischen Merkmale berühren.
Ein für unsere Hausindustrie und für unseren Haushalt sehr interessantes Thongeschirr
ist nuglasirtes graues Geschirr „Siwaki" genannt. Der zu ihrer Erzeugung dienende Thon
kommt besonders in Ostgalizien reichlich vor. Die Erzeugnisse sind grau, manchmal fast
schwarz, von Graphit durchzogen, dessen Anwesenheit man sogar zur Erzielung einer
eigenen Ornamentik, die jedoch oft schwer zu entdecken ist, zu benützen sucht. Ein sehr
charakteristisches Gefäß, besonders für Ostgalizien, ist ferner der Doppeltopf: „Blizniaki".
(Siehe Titelvignette.) Es sind zwei Kochtöpfe, die in der Mitte und oben mit einer Art
Henkel, den man in die Hand nimmt, verbunden sind. Man legt auf die Öffnung beider
Töpfe, damit nichts hineinfällt, ein Brett und auf dieses einen Holzlöffel. So werden zwei
Speisen aufs Feld für den dort Beschäftigten getragen. In Westgalizien oder in
Kleinstädten gebraucht man auch drei und manchmal anch vier solche zusammengeheftete
Töpfe; zuweilen sind sie auch glasirt. Sehr verschieden geformt sind die Kochtöpfe. Es
hängt dies von der Art der Heizung und von der Anlage des Kochherdes ab, dessen
Einrichtung in vielen Gegenden noch alter örtlicher Tradition folgt. Es gibt
Gegenden, wo die Form und namentlich die einfache, durch Horn oder ein Stück
Holz gemachte vertiefte Ornamentik an vorhistorische Thongeschirre erinnert. In manchen
Gegenden, hauptsächlich in Ostgalizien, findet sich Thon, welcher gebrannt rothes Geschirr
liefert. Diese Geschirre werden nicht glasirt, nnr mit dünnen schwarzen Graphitstreifen
verziert; in anderen Gegenden werden dieselben mit farbigen Glasnrstreifen ornamentirt.
Glasirte einfarbige (braune, grüne, schwarze) Gefäße aber sind mehr in Westgalizien
gebräuchlich.
Wir kommen nnn zu den in dieser Beziehung interessantesten Prodneten unserer
hausindustriellen Töpferei, nämlich zu den glasirten und bemalten Töpfererzengnifsen.
In diesem Zweige herrscht eine große Mannigfaltigkeit in der Technik der Erzeugung
nnd namentlich in Betreff der Motive der Ornamentation. Gewöhnlich ist bei dieser
Art von Thonerzeugnissen die Grundform eine einfarbige Glasur: weiß, gelblich, brauu,
röthlich, grün, schwarz. Auf diesen Grundton kommt eine Ornamentik mit farbigen
Glasuren, gewöhnlich in zwei bis vier Farben. Und hier tritt das bereits im Anfang
dieses Artikels besprochene Moment, die Verschiedenheit der Abstammung unserer Land-
bevölkerung, besonders zu Tage und damit anch die Mannigfaltigkeit der Überlieferungen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch