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haben sich die Fürstin Marie Czartoryska in Wiqzowniea, Jaroslaner Bezirk, und Graf
Hompesch in Rndnik, Bezirk Nisko, erworben. Viele andere Holzerzeugnisse, wie
Wirthschaftswagen, Schlitten, Böttchererzeugnisse, Anfertigung von Holzlöffeln n. s. w.
werden noch als Hausindustrie oder auch schon als Kleingewerbe betrieben, doch herrscht
auch hier noch die alte Tradition.
Die Huzulen im Kosöwer Bezirke haben ihre eigenthümliche Holzindustrie. Mit
reichem Formensinn begabt, verzieren sie Haus, Thüre, Stube, alles Holzgeräth mit
eigenartigen Schnitzereien; sogar das Ochsenjoch, der Holzstiel der Sense, die Kunkel,
der Peitschenstiel werden verziert und zwar mit Kerbschnitt, andere Wirthschaftsgefäße, auch
Tische, Truhen n. f. w. werden mit Brandtechnik ornamentirt. Der Kerbschnitt (tiefer
Schnitt) nnd die Brandtechnik, und zwar mit glühendem Eisendraht, sind uralte Techniken,
und die Ornamentmuster sind auch uralten traditionellen Ursprungs. In neuester Zeit
schleichen sich leider unpassende Muster ein, und es ist Gefahr vorhanden, daß diese sehr
interessante, aus uralterZeit stammende Decorationsweise auf solche Art ganz verloren geht.
4. Erzeugnisse aus S t roh und Schilf. Die vorzüglichste Strohhansindnstrie
auf dem Lande und zwar im flachen Lande war und ist die Dachbedeckung, das Strohdach.
Bei der Strohbedecknng ist fast die ganze Familie beschäftigt. Nur entlang den Gebirgen
und in großen Waldungen sind Holzdächer üblich, meistens werden dazu dünne Bretter oder
Bretterabfälle gebraucht. In Gegenden, wo sich Teiche befinden, wird zur Bedeckung Schilf
verwendet. Die zweite große Strohhausindustrie ist die Strohhuterzeugung. Der Stroh-
hut ist die Kopfbedeckung fast unserer gauzen ländlichen Bevölkerung das ganze Jahr
über mit Ausnahme der paar Monate eines strengen Winters. Form der Hüte, wie Art
des Geflechtes sind sehr verschieden. Sie werden meistens von den Burschen, die das Biel)
weiden, für sich selbst und für die Familie geflochten. Wo Teiche oder Flüsse mit Schilf
bewachsen sind, werden Schilfkörbe gemacht, die bei dem Landvolke sehr beliebt sind.
Auch sie wechseln in der Form. Von Stroh- und Weidenruthen oder Bindfaden zusammen-
gehalten, werden verschiedene Körbe, Tonnen :c. verfertigt, in denen man werthvollere
Getreidesamen, gewöhnlich Hülsenfrüchte, aufbewahrt. Zur Gähruug des Brotes werden
in viele» Gegenden flache Strohkörbe gemacht, die sehr eigenartig sind.
5. Erzeugnisse aus Leder und Thierfellen. So unentbehrlich die Erzengnisse
der Textilindustrie als Bekleidungsmittel sind, so wichtig sind bei uns auch die aus der
Haut der Thiere hergestellten Halbfabrikate, als Pelz und Leder; die Zubereitung der
Schafpelze, der Pelze unserer jagdbaren Thiere, der Häute des Zugviehes, ist vielleicht
Überlieferung der Urzeit, der nordischen Heimat und der Nomadenzeit. Eines der Haupt-
Bekleidungsstücke unserer ländlichen Bevölkerung ist der Schafpelz (koSuely. Der Bauer
trägt ihn den ganzen Winter, aber auch, besonders Nachts, in anderen Jahreszeiten.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch