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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Volume 19
Page - 541 -
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541 Die Kaleki besangen Heldenthaten aus der Vorzeit, daher nannte man diese heroischen Lieder Bytyny, das heißt eine Erzählung dessen, was längst vorgefallen war. Der Säuger unterbrach oft den Gesang durch eine lebhafte Begleitung, deren Zweck es war, die Stimmung der Zuhörer zu heben. Mitten im Gesänge begann der Sänger zu erzählen, indem er, wie ein Vater den Kindern die Bedeutung des Gesungenen darlegte. Gesang und Erzählung waren frei von subjektiven Gefühlen. Drei Faetoren gaben den Ausschlag: Schönheit der Stimme, Schönheit der Begleitung und ausdrucksvolle Deklamation. Dynamische Effecte waren ausgeschlossen, eine gewisse Monotonie verlieh dieser Recitation Würde und bildete den eigentlichen Reiz, nur das Tempo wechselte von Zeit zu Zeit. Von diesen Gesängen sind nur einige erhalten. Ich führe hier das Motiv einer Bytyna an, welches meiner Ansicht nach sehr charakteristisch ist. Der Anfangstext erzählt: „In der berühmten Stadt Czernigöw lebte eine Witwe, die erzweise Sophie." ^Vo staHV - Q0IN / >V0 - A0 - 50 - äie V^0 - ni - A0 - s 2> ta. - wm / 80 a / pre - mu - - ja.. Der Sänger sang ein solches Lied im langsamen, jedoch im gehenden Tempo und hielt bei den oben angegebenen Accenten ein wenig an. Das Zurückhalten war ungleich und darin lag das Phantasievolle des Rhythmus. Die Begleitung bestand in Arpeggien. Die Melodie weist im dritten Tacte anf eine Modulation hin. Die zu modnlirende Note bekam einen stärkeren Accent und das Tempo wurde bedeutend verlangsamt. Im vierten Tact kam ein kräftiger Accent auf das wonach der Sänger wieder in die ursprüngliche Tonart einlenkte und immer mehr zurückhaltend auf dem letzten Accent ein wenig ruhte. Wandernde Sänger verfaßten nicht nur heroische Lieder, deren Vortrag einen Sänger von Fach erforderte; sie verfaßten auch Volkslieder im eigentlichen Sinne des Wortes. Andere wieder befaßten sich ausschließlich mit frommen Liedern. Die meisten davon werden noch jetzt gesungen; viele reichen bis in die Anfänge des Christenthums zurück. Die Bytyny gehören zu den Seltenheiten, da nach dem Jahre 1241 diese Gattung vollkommen verschwand. Während der Epoche der Tatarenherrschaft büßten die Kaleki und Slepcy ihre Bedeutung ein lind sanken endlich zu Bettelsängern herab. Eine neue Gattung Sänger kam zum Vorschein mit dem Emporkommen des Kozakenthums, nämlich die sogenannten Bandnristen, welche als Kriegssänger mit den Kozaken in den Kampf zogen und in Friedenszeiten Heldenthaten berühmter Kozakenanführer besangen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Volume 19
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Galizien
Volume
19
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1898
Language
German
License
PD
Size
16.48 x 22.34 cm
Pages
920
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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