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Die polnischen Könige förderten nicht nur den Fortschritt auf dem Gebiete der
Kirchenmusik, sie trugen auch für ein gutes Orchester und gute Sänger Sorge. Es fehlte
nicht an trefflichen Lautenspielern. Der berühmteste unter ihnen ist Walentius Gresf
Bakfark, Hoflautenist des Königs Sigismund August. Seine Virtuosität machte ihn ebenso
berühmt, wie die Häßlichkeit seiner Figur. Sein Name wnrde vielfach verdreht, in Polen
nannte man ihn allgemein Bekwark. Bekwark war im Jahre 1515 in Siebenbürgen
geboren; als Jüngling machte er viele Reisen und hielt sich auch am Hofe des Königs
Ferdinand I. in Wien längere Zeit auf. Im Jahre 1549 wurde er am Hofe des Königs
Sigismund August als ,Oitkure<!us° angestellt, mit dem Gehalt „sonstiger Hoflantenisten
des Königs". Nach dem Tode der Gattin des Königs, Barbara, wurde Bekwark erst recht
unentbehrlich. Niemand wußte den König zu trösten, das Spiel des trefflichen Lautenisten
beruhigte ihn. Was schließlich Bekwark veranlaßte, diese lnerative Stellung aufzugeben
und was eigentlich Wahres an der Erzählung Bekwarks ist, als hätte man ihn in Lithauen
um Hab und Gut gebracht, ist bisher nicht aufgeklärt. Bekwark begab sich nach Posen, dann
nach Wien und fand endlich um 1570 am Hofe Kaisers Maximilian II. eine Anstellung
als Lautenist; er starb in Italien.
Sein erstes Werk .Harmviüa musicae" wurde zu Krakau gedruckt. Von seinem
Werke „opus nmsieum", worin er seine Compositionen für die Laute, wie auch jene
anderer berühmter Musiker gesammelt hat, befindet sich im Museum zu Bologna nur der
erste Band, der zweite ist wahrscheinlich für immer verloren. Außer diesen beiden Werken,
ist noch eine Lautentabnlatur unter dem Titel: »Premier livre de taduluture äe lutk,
contenslit plusieurs lantuisies, motets, cliunsons kran^ais et inuäriAals" zu verzeichnen.
Nicht nur Könige, sondern auch polnische Machthaber trachteten an ihren Höfen
gute Musikkapellen, gute Sänger und Lautenisten zu haben. Aber in dem Maße, wie sich
das Musikantenthum in Polen mehrte, begegnen wir immer mehr fremden Namen, fast
ausschließlich Italienern und Deutschen. Bald hören wir von einer königlichen Oper, und
seitdem Warschau Residenz des Reiches wurde, beginnt die Blütezeit derselben. Dies war
namentlich zur Zeit Sigismunds III. und Wladislaus' IV. der Fall. Zahlreiche Agenten
reisten in Italien und warben die besten Sänger und Musikanten an. Wladislaus IV.
scheute keine Schwierigkeiten, um die besten Sänger an seinen Hof zu locken, und wenn er
in den Auslagen weniger verschwenderisch war, so ließ er den Sängern umsomehr seine hohe
Protection angedeihen. Ausländer, welche am Hofe Wladislaus' IV. verweilten, äußern sich
voll Bewunderung über das ansgezeichnete Orchester und die vortrefflichen Sänger. Doch
kam diese Vorliebe für Musik der Hebung des nationalen musikalischen Niveau's nicht zu
statten, vielmehr wurde das Aufkommen einheimischer Talente durch die Förderung fremder
Elemente nahezn unmöglich gemacht. Daher bieten das XVII. und XVIII. Jahrhundert
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch