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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Volume 19
Page - 560 -
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Page - 560 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Volume 19

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560 für die Geschichte der Musik in Polen wenig Interessantes. Während in Deutschland, ungeachtet der mächtigen Protection, deren sich die Italiener auch hier erfreuten, sich mit der Zeit die einheimischen Talente Bahn zu brechen wußten, kümmerte sich in Polen Niemand um dieselben, höchstens daß einer polnischen Sängerin oder einem Sänger die hohe Ehre beschieden wurde, in einem italienischen Ensemble mitwirken zu dürfen. Im Jahre 1765 wurde zu Warschau von Stanislaus August Poniatowski, dem letzten König von Polen, ein ständiges Nationaltheater gegründet und damit ein Institut geschaffen, in welchem einheimische Talente willige Aufnahme fanden. An diesem Institute wirkten einige geschickte Componisten, wie Weinert, Stefani, Kamieuski, Elsner (Lehrer Chopins) und Kurpinski. Wir werden uns bei diesen Musikern nicht aufhalten und es genügt die Bemerkung, daß bei einigen gute Schule ohne Talent, bei anderen Talent ohne Schule höhere Zwecke zu verfolgen nicht erlaubten. Erst im XIX. Jahrhundert haben die Polen auf dem Gebiete der Musik eine beachtenswerthe Stellung errungen. Der hellste Stern, der auf diesem Horizont aufging, ist Chopin, das Eigenthum der ganzen Menschheit, eine Erscheinung, die aus sich selbst hervorgegangen ist. Alles, was er geschaffen hat, ist durch und durch polnisch, aber so gottbegnadet war seine Phantasie, daß sie Alles was sie berührte, zu den höchsten Regionen der Poesie erhob. Es ist hier nicht der Ort, auf eine Analyse dieses populärsten Tondichters einzugehen, sicher ist leider nur, daß er in Polen lange Zeit hindurch mehr bewundert als verstanden wurde, und daß wir keineswegs Recht haben, Anspruch auf das Verständniß und Verständigmachen seiner Meisterwerke zu erheben. Schumann war der Erste, der mit genialem Blick aus den Erstlingswerken unseres Tondichters den Kern seines Talentes wahrnahm, der das gebildete deutsche Publikum auf dieses Talent aufmerksam machte und mit selbstlosem Eifer an der Anerkennung desselben wirkte. Das gleiche Verdienst gebührt Franz Liszt, der die Werke Chopins durch das lebendige Wort, vor Allem aber durch sein geniales Spiel verständlich machte. Der größte Virtuos der Welt reichte dem unerreichten Tondichter die Hand, dessen herrliche Schöpfungen erst durch das herrliche Spiel zum wahren Ausdruck gelangen konnten. Neben Liszt war auch Anton Rubinstein einer der wirkungsvollsten Interpreten unseres Tondichters. Der große Ruhm, den Chopin nach seiner Übersiedlung nach Paris in kurzer Zeit erlangte, wirkte auf seine Landsleute insofern anregend, als es ihm viele nachmachen wollten. Die Spontaneität seines Talentes führte indeß seine Bewunderer zu dem falschen Schlüsse, daß die beste Schule keine Schule sei, und so wuchsen denn in Polen Talente wie Pilze nach dem Regen empor, die aber auch sehr bald wieder verschwanden.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Volume 19
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Galizien
Volume
19
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1898
Language
German
License
PD
Size
16.48 x 22.34 cm
Pages
920
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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