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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Volume 19
Page - 576 -
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Page - 576 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Volume 19

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576 Stanis law Orzechowski, im Jahre 1515 geboren, in seinem vierzehnten Lebens- jahre nach Wien geschickt, von da nach Wittenberg entführt, wo er Protestantischen Einflüssen ausgesetzt war, dann wiederum in Italien, wo er (wie er in seiner Autobiographie erzählt) streng katholisch wurde, sah sich uach seiner Rückkehr in die Heimat von seinem Vater gezwungen, in den Priesterstand zu treten. Bald nach seiner Weihe debntirte er glänzend in der schriftstellerischen Carriere. Die Gelegenheit war günstig, ans Anlaß der Heirat des jungen Königs (Thronfolgers) Sigmund August mit Ferdinands I. Tochter Elisabeth dem künftigen Herrscher die Gravamina und Postnlata der Unterthanen ans Herz zu legen. Andererseits stand Polen nach dem Fall von Ofen nnter dem Eindrucke der Türkengefahr. Mit Scharfsinn und Glück ergriff Orzechowski diese Gelegenheit, um seinen Fidelis Snbditns, eine Rede im ciceronischen Stil über die Pflichten des jungen Köuigs, und seine Tnrcica, eine Aufforderung zum Türkenkriege, zu veröffentlichen. Beide Schriften verschafften ihm einen ungeheueren Erfolg. Politischen Sinn bewiesen sie eben nicht zu viel; aber um so mehr schriftstellerisches Talent. Der junge Canonicus von Przemysl erlangte eine Popularität, die ihm bald sehr zustatten kam. Er ließ nämlich zwei Schriften erscheinen, ,<Ze Loelidntus* und ,ck« IZuptisino klutkenoi'um", die von der Streng-Orthodoxie stark abwichen und dem Verfasser ernste Rügen von Seite seines Bischofs zuzogen. Er unterwarf sich und versprach in Zukunft nichts zu veröffentlichen, noch vorzunehmen, was nicht mit der Lehre der Kirche im Einklang wäre. Kaum aber war dies geschehen, als er einen Pfarrer zur Heirat bewog, einen andern verheirateten unter seinen Schutz nahm und öffentlich erklärte, er wolle selbst in der nächsten Zeit heiraten. Der Bischof citirte ihn vor sein Gericht; er erschien mit einem Gefolge von ein paar hundert bewaffneten Edelleuten. Die Angelegenheit sollte vor eine bischöfliche Synode zu Petrikau, und zwar gleichzeitig mit dem daselbst eröffneten Reichstage kommen. Der ganze Adel und der Senat war durch die heimliche, jetzt erst officiell angekündigte zweite Heirat Sigismund Augusts mit der schönen Barbara Radziwitt erbittert. Orzechowski, nm in seinem Streit mit dem Bischof Alliirte zu gewinnen, schrieb jetzt gegen die arme junge Königin, unter dem Titel »Oratio uck Lcjultss Nnjoris I>c»lc»niae-, ein abgeschmacktes, unwürdiges Pamphlet, das aber doch seine Wirkung nicht verfehlte. Die öffentliche Meinung erklärte sich für Orzechowski in einer Art, daß die Bischöfe es nicht wagten ein Urtheil zn fällen; sie begnügten sich mit dem feierlichen Versprechen Orzechowskis, er werde nicht heiraten, bevor er ans Rom eine Dispens erhalten habe. Dies geschah gegen Ende des Jahres 1550; am Anfang des Jahres 1551 war er bereits vermählt. Nnn vernrtheilte ihn der Bifchvf (Dziadnski) zum Vermögens- und Ehrenverluste. Das Urtheil rief eine ungeheuere Aufregung im ganzen Reiche hervor, die bei dem sehr raschen Zunehmen der protestantischen Strömung gefährlich werden konnte. Die Sache ging an den obersten kirchlichen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Volume 19
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Galizien
Volume
19
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1898
Language
German
License
PD
Size
16.48 x 22.34 cm
Pages
920
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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