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auch Legenden Verbreitung, welche auf dem zu Kiew verfaßten peeerskH
basiren. Dieselben wurden namentlich dadurch populär, daß die Geistlichkeit die in der
kirchenslavischen Sprache geschriebenen Legenden dem Volke in der Volkssprache vorerzählte.
Als Denkmäler des damaligen Gerichtsverfahrens in verschiedenen Rechtsangelegen-
heiten verdienen zahlreiche Urkunden erwähnt zu werden. Obwohl das Fürstenthnm
Haliez bereits im Jahre 1340 dem polnischen Reiche einverleibt worden war, wurden hier
die Rechtsurkunden im XIV. und auch in der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts
größtentheils in rnthenischer, und erst zufolge der Entscheidung des Landtags zu Jedlua
(1433) fast nur in lateinischer Sprache verfaßt.
Die Wiedergeburt der classischen Studien in Europa, sowie das Zeitalter der
deutschen Kirchenreformation übten auch auf das südwestliche Rußland und anf Galizieu
insofern einen Einfluß aus, als daselbst Buchdruckereien errichtet und Bibelüber-
setzungen vorgenommen wurden. Die erste Buchdruckerei behufs Drucklegung slavischer
Kirchenbücher wurde um das Jahr 1491 in Krakau gegründet. Daselbst hat ein Deutscher,
namens Sweipolt Fiol, mehrere Kirchenbücher für die rutheuischen Bekenner der
griechisch-orientalischen Confefsion mit cyrillischen Lettern gedruckt, doch wurde er um
dieses kühnen Unternehmens willen von dem bischöflichen Gerichte zur Verautwortuug
gezogen. Achtzig Jahre später (1573) gründete der aus Moskau flüchtige Iwan Fedorow
die erste Bnchdrnckerei in Lemberg.
Mit der ersten Bibelübersetzung befaßte sich behufs „der rechten Belehrung des
gemeinen Volkes" Franz Skorina, Doctor der Medicin. Seine mit Hilfe des böhmischen
und des kirchenslavischen Textes verfertigte weißrussische Bibelübersetzung, später auch in
Galizien bekannt nnd vielfach abgeschrieben, legte er zu Prag (1517 bis 1519) in Druck.
Später (1525 bis 1526) druckte er noch die Apostelgeschichte und ein Andachtsbuch
zu Wilna.
Unabhängig von der dem Volke wenig oder auch gar nicht zugänglichen und
verständlichen Literatur entwickelte sich, zum großen Theile auf Grund der alten Über-
lieferungen, eine überaus reiche mündliche Liederdichtung, in welcher sich besonders die
Bedrängnisse und die Heldenkämpfe der Tatarenzeit treu wiederspiegeln. Dieselbe weist im
XVI. und XVII. Jahrhunderte viele epische Lieder (vumz? genannt) auf, von denen die
schönsten schon an der Schwelle der nächsten Periode entstanden sind.
II. Die literarische Thätigkeit der Rutheuen wurde infolge der veränderten politischen
und religiösen Verhältnisse in neue Bahnen gelenkt. Als nämlich im Jahre 1569 die politische
Union zwischen Lithauen und Polen in Lnblin zustande kam, entstanden MißHelligkeiten,
und nach der Proklamation der kirchlichen Union der ruthenischeu und römischen Kirche in
Brest (1596) kam es sogar zum Ausbruche von Feindseligkeiten zwischen den Ruthenen und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch