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in Krakau auftritt und in den Denkmälern der kirchlichen Architektur der ganzen Umgebung
der herrschende wird.
Erst in jüngster Zeit haben die Ausgrabungen des alten Haliez die Typen der
Plananlagen zahlreicher ruthenischer Kirchen des XII. und XIII. Jahrhunderts aufgedeckt.
Auf einem Flächenraum von drei Kilometern zwischen den Flüssen Lnkwia und Lomnica,
zwischen den Dörflein St. Stanislaus und Krylos grub man inmitten des bewirthschafteten
Feldes sechs Kirchenbauten aus dem XII. Jahrhundert aus. In einiger Entfernung ist
später die heutige Stadt Haliez erstanden. Die Kirchen in Haliez gehören, soweit man nach
ihren Fundamenten urtheilen kann, in eine Gruppe mit der Ruine in Owrnez und den
ältesten Kirchen von Kiew. Es sind Centralbanten in spätbyzantinischer Art, die mittlere
Kuppel ruhte auf vier Pfeilern des Innern, welche dasselbe in drei Schiffe theilten. Die im
Osten durch Apsiden abgeschlossen waren; von diesen ist die mittlere halbkreisförmige die
geräumigste. Zum Bau der Fundamente wurde der Geröllstein aus dem Dniester verwendet,
für die Wände und die Ausschmückung sowie für Portale Haustein, das Innere schmückte
ein Flächenornament aus profilirteu farbigen Ziegeln, deren dreieckige oder trapezförmige
Platten im Schutt gefunden worden sind. Es fehlt anch nicht an Typen von räthsel-
hafter Bestimmung in der Anlage des Grundplanes, welche noch der Anfklärnng harren.
Das im benachbarten Dorfe St. Stanislaus bestehende Franciscanerkirchlein ist eine
umgestaltete alte orientalische Kirche des heiligen Pantalemon aus dem alten Halicz
und hat seine Pfeiler im Innern, drei zierliche Apsiden und ein schönes romanisches Front-
portal bewahrt.
Die Gothik. Der Zeitpunkt, in welchem die Gothik in den Kirchen- und Profan-
bauten des Landes auftritt, läßt sich nicht genau bestimmen, doch wendeten zu Ende des
XIII. Jahrhunderts die Ortsbaumeister die romanischen Formen nicht mehr an. Dafür ist
es unzweifelhaft, daß die gemischte Verwendung vou Stein und Ziegeln beim Bau in die
Krakauer Gothik aus der vorangehenden Epoche hineingetragen wurde; ebenso wie die
Anwendung des Spitzbogens in den Gewölben uud Öffnungen. Es scheint, daß mit dem
Franciscanerorden, der in der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts aus Böhmen in
Polen einzog, sowohl die Grundriß- und Profilformen als anch das gothische Ornament
zuerst auftauchten. Wenn wir von der ersten Anwendung primitiver, in Stein ausgehauener
spitzbogenförmiger Fenster-Maßwerke in dem spätromanischen Ziegelbau der Krakauer
Franeiscanerkirche aus der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts absehen, so besitzen wir
in den Klosterkirchenbauten der Franeiseaner in Stary- und Nowy-Sgez (Alt- und Neu-
Sandee) die ältesten Vorbilder in Galizien ausgebildeter Gothik. Die Kirche der Elarissinnen
in Stary S«zcz am Poprad, im Jahre 1329 vollendet und eingeweiht, ist ein einschiffiger
Bau mit einem westlichen Anbau, der ein Oratorium für die Nonnen im Obergeschoß
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch