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oberen Stockwerke und im Innern mit einem sich durch die ganze Lauge des Gebäudes
hinziehenden und mit einer Balkendecke versehenen Flur, aus dem man in Reihen sich
hinziehender Laden eintrat. Aus den in vier Reihen im XIII. Jahrhnndert gemauerten
Tuchmacherladen mit der Hauptgasse iu der Mitte und mit einer audereu sich mit ihr
quer kreuzenden entstand am Ende des XIV. Jahrhunderts ein herrlicher gothischer Bau.
Denselben führte der Architekt und städtische Baumeister Martiu Lindintholde aus, der
aus Kosten des Rathes die Gassen überdeckte und im oberen Stockwerke einen riesigen Saal
schuf, der durch eine Reihe von Fenstern beleuchtet wurde, den sogenannten Schmetterhaus.
Spuren dieser Arbeit des mittelalterlichen Meisters, welche ein Brand im Jahre 1555 ans
immer vernichtete, sind in den verzierten Strebepfeilern und Fenstern an der Ost- und
Westseite, zugleich in den gothischen Thoren, welche in das Innere der unteren Halle von
Süden und Norden führen, zurückgeblieben.
Alls dem späteren Verfall der Gothik retten sich vornehmlich in Krakau einige gut
erhaltene Überbleibsel des Prosaubaues in einer Reihe von überwölbten Sälen einiger
am Ring gelegener Bürgerhäuser; sie beweisen heute noch den Schönheitssinn der Bürger
jener Zeit. Der schönste von diesen Sälen ist die sogenannte Menniea (Münzhaus) in einem
Durchhause am Ringe in die Brüdergasse. Gegenwärtig durch Wände in einige Ubicationen
getheilt, sind doch die reiche Rippenbildnng an ihren Gewölben uud schön gemeißelte
Schlußsteine mit Wappenschildern erhalten, welche deutlich für die Herkunft des Baues aus
dem XIV. Jahrhnndert sprechen. Auf einem der Schlußsteine ist ein Baumeisterzeichen
sichtbar.
Die mittelalterliche Festungsbanknnst fand ihren Ausdruck in Stadtmauern, Basteien
und entsprechend gestalteten Thurmthoren.
Von dieser Banthatigkeit in Krakau sind nur Theile erhalten, vor Allem an der
Nordseite, während die Wälle und Gräben öffentlichen Spaziergängen Platz gemacht haben.
Das Krakauer Bausystem aus Ziegeln und Steinen tritt in zwei Basteien mit kreis-
förmigem Grundriß hervor. Dieselben sind mittelst eines Vorsprunges verbunden, die
Bollwerke mit Öffnungen der aus Stein gearbeiteten Schießscharten, die Wände in Ziegel-
rohbau und mit charakteristische» festen Hnrdengallerien ans Stein, die Vertiefungen
anfweifen und auf steinernen Consolen ruhen, versehen. Eine Ausnahme bildet der Thor-
thurm, das sogenannte Florianerthor, dessen Grundriß ein Quadrat bildet und das,
aus rohen Steinen erbaut, Hurdeugallerien aus Ziegeln besitzt. Die gothischen Thore,
sowie der ganze untere Theil stammen aus dein XIV. Jahrhnndert. Es stand in unmittel-
barer Verbindung mit dem nach vorne vorgeschobenen Thorschirm und war mit ihm durch
einen Weg zwischen den Manern, die heute fehlen, verbunden. Es ist hier vom sogenannten
Barbakan die Rede, welches die Stadt ganz am Ende des XV. Jahrhunderts aus Furcht
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch